Ursula Poznanski: Thalamus

Timo ist siebzehn, als er mit dem Mofa verunglückt. Trotz Helm trägt er schwere Kopfverletzungen davon, kann nicht reden, nicht gehen. Deswegen kommt er zur Rehabilitation auf den „Markwaldhof“, der sich auf solche Fälle spezialisiert hat. Timo kommt in ein Zweibettzimmer mit einem Komapatienten, von dem man ihm sagt, dass er vollständig im Koma wäre. Aber er steht nachts auf, redet mit Timo, läuft herum, bedroht ihn. Zunächst kann Timo das niemandem mitteilen, er kann ja nicht sprechen und er zweifelt auch an seinen eigenen Beobachtungen. Alles nur Folgen der Kopfverletzung?

Timo lernt im Rollstuhl seine Mitpatienten und ihre Schicksale kennen und eines Nachts steht auch er auf. Kann laufen, kann reden. Morgens ist alles wie immer. Es gibt Fortschritte, aber keinen Durchbruch. Und Timo hört Stimmen. Stimmen, die ihn beeinflussen, die ihm Befehle erteilen.

Das Buch ist spannend vom Anfang bis zum Ende und beschäftigt sich mit dem, was Medizin vielleicht kann und darf. Die Protagonisten sind gut durchkonzipiert, jeder hat seinen Grund in diesem Roman. Vielleicht ist es das, an dem das Buch ein wenig krankt. Obwohl während des Lesens spannend, obwohl wichtige Themen angesprochen werden – ein Medizinskandal –, bleibt am Ende so gar nichts hängen. Nachdem die Bösewichte gestellt sind, fast alle überlebt haben und alles aufgeklärt ist, bleibt – nichts. Kein Nachhall im Leser, keine offenen Fragen, kaum Erinnerungen. So richtig verstehe ich es nicht, aber so war es.

Trotzdem ein gutes Buch, mit dem sich auch Jugendliche mit der Unabwägbarkeit des Lebens beschäftigen können. Denn beinahe alle Protagonisten wurden auf die eine oder andere Art aus einem aktiven Leben gerissen, in dem nichts mehr so sein wird, wie es einmal war.

Ursula Poznanski: Thalamus.
Loewe, August 2018.
448 Seiten, Taschenbuch, 16,95 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.

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