Ursula Poznanski: Stille blutet

Auch wenn Thriller draufsteht, ist dieser Roman meiner Meinung nach eher ein Krimi. Denn es geht vor allem um die Aufklärung eines Verbrechens oder einer Serie von Verbrechen. Laut der mir bekannten Erklärungen liegt der Unterschied zwischen Thriller und Krimi darin, dass in erstem das Verbrechen noch nicht geschehen ist und sich daraus die Spannung generiert.

Dabei ist Ursula Poznanski absolut berühmt für ihre Thriller und eine meiner liebsten Autorinnen. Ihre Romane sind fast immer hochspannend, dramatisch und lassen die Leserin atemlos der Handlung folgen. Dieser neue Roman allerdings schwächelt im Vergleich mit ihren anderen Büchern, wobei er natürlich immer noch eine stilistisch gelungene Geschichte erzählt.

Worum geht es: Die Handlung beginnt damit, dass die unsympathische Moderatorin Nadine ihren eigenen Tod ankündigt, und zwar vor laufenden Kameras, live im Fernsehen. Wenig später ist sie tatsächlich tot, grausam ermordet. Sehr schnell gerät ihr früherer Freund Tibor in Verdacht. Auch als weitere angekündigte Morde geschehen, an Menschen, die er kaum oder gar nicht kannte, bleiben die leitenden Ermittler bei ihrem Verdacht. Einzig die junge, im Team der Mordkommission noch neue Fina Plank hat Zweifel. Die gehen jedoch weitgehend unter im andauernden Gezänk zwischen ihr und ihrem Kollegen, der sie ständig beleidigt und heruntermacht. Dabei leidet Fina ohnehin an einem schwachen Selbstwertgefühl.

Dies nimmt dann ebenso breiten Raum in der Handlung ein wie auch die Zermürbung Tibors aufgrund der Verdächtigungen, denen er weitgehend hilflos ausgeliefert zu sein scheint. Die Handlung nimmt dabei leider recht wenig Fahrt auf, da sich viele Seiten diesen Empfindlichkeiten widmen. Am Ende ist die Auflösung hinlänglich überraschend und hier kommt dann auch noch mal reichlich Spannung auf. Insgesamt jedoch finde ich, dieser Roman zählt sicher nicht zu den Besten dieser sonst so fulminant schreibenden österreichischen Autorin.

Die Figuren der Ermittler lassen vermuten, dass dies auf eine Reihe angelegt ist, ich bin also gespannt auf die Folgebände.

Ursula Poznanski: Stille blutet.
Knaur, September 2022.
400 Seiten, Taschenbuch, 16,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.

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Ein Kommentar zu “Ursula Poznanski: Stille blutet

  1. Hallo Renate,

    ich war sehr enttäuscht von „Stille blutet“! Am meisten hat mich gestört, wie Tibor immer wieder und wieder den gleichen Fehler begeht, indem er treudoof vermeintlichen Hinweisen folgt, um seine Unschuld zu beweisen, und sich damit nur noch mehr reinreitet … Ich fand den Fall auch sehr überkonstuiert. Wirklich schade, aber ich glaube, die Reihe werde ich nicht weiterlesen.

    LG,
    Mikka

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