Ulf Schiewe: Das Schwert des Normannen

das11. Jahrhundert, Normandie.
Als Säugling von marodierenden Kriegern aus einem überfallenen Dorf geraubt, wächst Gilbert im Clan von Tancred de Hauteville auf. Als Robert de Hauteville, genannt Guiscard – das Schlitzohr – nach Italia aufbricht, wie schon einige seiner älteren Brüder, nimmt dieser den inzwischen siebzehnjährigen Gilbert mit. Bei den Fürsten der Lombarden will Robert sein Glück machen, sich einen eigenen Landstrich erobern, möglichst mit Burg, fruchtbaren Dörfern drumherum und einem netten Weib. Und so beginnt eine lange Reise in den Süden, in eine fremde Welt, so viel wärmer und bunter als die raue Heimat.

Der Weg ins Mezzogiorno, das Land, in dem mittags die Sonne steht, ist lang und ereignisreich. Als sie in Melfi ankommen, finden sie Roberts älteren Bruder Drogo auf einer halbfertigen Burg vor.
Das soll alles sein? Nicht für Robert.
Er zieht aus, sich seine eigene Burg zu erobern. Und was als Raubzug beginnt, mündet schließlich in die Gründung eines neuen Reichs.

Nach seiner in Südfrankreich spielenden Trilogie um den Clan der Montaubans („Der Bastard von Tolosa“, „Die Comtessa“ und „Die Hure Babylon“) started Ulf Schiewes neuer Roman diesmal in der Normandie und führt bis nach Süditalien. Aus der Sicht Gilberts erzählt, entspinnt sich eine spannende Reise voller Abenteuer. Mit Gilbert erlebt der Leser harte Kämpfe, Feldzüge, die Wirren einer jungen Liebe und das Erwachsenwerden auf dem Schlachtfeld. Eine Art mittelalterliches Roadmovie, bildreich und schwungvoll erzählt, spielt die Geschichte sich vor einem gut recherchierten wahren historischen Hintergrund ab. Intrigen, wechselnde Allianzen, Verrat und Streben nach Macht sorgen für Wendungen und Spannung. Aber der Autor spart auch die Schattenseiten der Eroberungszüge nicht aus und zeigt, dass der Preis, der für den Erfolg zu zahlen ist, mitunter sehr hoch sein kann.
Manche Nebenfiguren weisen skurrile oder liebenswerte Macken auf. Aufgrund der Vielzahl der Krieger mit fremd anmutenden Namen wäre ein Namensregister hilfreich gewesen. Wer gerne ins Mittelalter abtaucht, wird mit Ulf Schiewes Roman kurzweiliges Lesevergnügen finden.

Ulf Schiewe: Das Schwert des Normannen.
Knaur, Oktober 2013.
400 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Susanne Ruitenberg.

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