Tove Alsterdal: Sturmrot

Eira Sjödins Karriere bei der Polizei hätte in Stockholm weiter gehen können. Doch sie wird zuhause in Kramfors gebraucht. Ihre Mutter ist an Demenz erkrankt und wird auf Dauer Hilfe brauchen, die ihr älterer Bruder Magnus nicht leisten kann. Sie beginnt den erhofften ruhigen Job auf dem Land, wo quasi jeder jeden kennt.

Zur gleichen Zeit kehrt Olof heim. Dreiundzwanzig Jahre war er weggeschlossen und als er nach seiner Freilassung seinen Vater Sven besuchen will, findet er ihn ermordet vor. Natürlich geschieht alles Weitere so, wie er es schon als Vierzehnjähriger erlebt hat. Olof steht im Zentrum einer arbeitsintensiven Ermittlung, bei der Eira und ihre Kollegen auf weitere Verbrechen stoßen.

Anfangs glaubt Eira, Olofs Rückkehr und der Mord an seinen Vater könnten miteinander zusammenhängen. Ständig denkt sie an die verschwundene Lina, die Olof als Jugendlicher im Wald umgebracht haben soll. Damals war sie noch ein Kind, das nur beiläufig die eine oder andere Information aufgeschnappt hat. Auch im aktuellen Fall will nichts zusammenpassen, dafür haben die Dorfbewohner und Hater im Internet bereits eine unumstößliche, folgenschwere Meinung.

Die renommierte schwedische Krimiautorin Tove Alsterdal hat mit Sturmrot einen überzeugenden Auftakt für eine neue Serie vorgelegt. Der Leser wird Zeuge, wie das bürgerliche Leben in einer bevölkerungsarmen Region von Schweden funktionieren könnte. Die zweiunddreißigjährige Eire blickt in ihrer Heimat auf eine Geschichte der Gewalt, die sich ganz tief in ihr Gedächtnis eingegraben hat. Sogar das Ereignis in der Pfarrei Bålberg aus dem siebzehnten Jahrhundert, als an einem einzigen Junitag jede vierte Frau wegen Hexerei geköpft wurde, ist fest in ihren Gedanken verankert.

An einem Abend unterhält sich Eire mit ihrem Bruder, und sie stellen beide fest, wie sehnsüchtig sie in ihrer Jugend daran dachten, möglichst schnell wegzugehen oder irgendwohin fahren zu können, mit dem Mofa, dem Motorrad oder später mit dem eigenen Wagen. Und nun lebt Eire wieder im Elternhaus, wo das Rollenbild der pflegenden Tochter auf sie wartet. Ihre Mutter will, dass Eire selbst eine Familie mit Mann und Kindern gründet.

Tove Alsterdal zeigt auf sehr unterhaltsame und spannende Weise, wie die eigenständige Eire trotz aller Widerstände ihrem Instinkt folgt, egal, wohin es sie hinführt.

Der wendungsreiche Kriminalroman wurde von Hanna Granz aus dem Schwedischen übersetzt. Im November 2022 soll der zweite Band im Handel erscheinen, also ganz bald!

Tove Alsterdal: Sturmrot.
Aus dem Schwedischen übersetzt von Hanna Granz.
Rowohlt, Juli 2022.
480 Seiten, Taschenbuch, 17,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.

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