Tom Hillenbrand: Rotes Gold

goldDer Luxemburger Koch Xavier Kieffer nimmt an einem exklusiven Diner des Pariser Bürgermeisters Francois Allegret teil. Europas größter Sushimeister Ryuunosuke Mifune bereitet für die erlesene Gästeschar ein Omakase zu. Bei diesem Sushimenue wissen die Gäste nicht, welche Speisen sie erwarten und begeben sich ganz in die Hand des Kochs. Doch Mifune bricht schon nach dem ersten Gang, bei der Zubereitung eines Oktopus, tot zusammen. Die Diagnose lautet auf Fischvergiftung.

Doch Kieffer ist skeptisch, dass sich der erfahrene Sushikoch selbst mit dem Nervengift Tetrodotoxin, das in den Spitzen der Tentakel sitzt, getötet haben soll. Mifune gilt als Traditionalist und äußerst vorsichtig im Umgang mit Kraken. Er hat nie Tentakelspitzen serviert und einen Oktopus wegen des gefährlichen Gifts nur mit Handschuhen angefasst.

Kieffers Nachforschungen ergeben, dass Mifune seinen langjährigen Fischhändler vor kurzem gewechselt hat. Niemand weiß, auch nicht Mifunes Mitarbeiter in seiner Pariser Sushibar, was den japanischen Meisterkoch zu diesem Wechsel veranlasst hat. Kieffers Suche nach dem undurchsichtigen Händler führen ihn in die unbekannte und für Europäer bizarre Welt der japanischen Küche, in der das rote Gold des Bluefin-Thuns teurer ist als Gold und wertvoller als ein Menschenleben. Und der Sushi-Koch ist nicht das letzte Opfer.

Der begeisterte Hobbykoch Tom Hillenbrand lernte Luxemburg während eines EU-Praktikums kennen. Sein Debut „Teufelsfrucht“ stand monatelang auf Platz eins der Bestsellerliste in Luxemburg. In seinem zweiten Roman „Rotes Gold“ lernt der Leser die Maßlosigkeit und Verschwendungssucht der klassischen französischen Küche kennen und die mitunter grotesk anmutenden Traditionen der klassischen japanischen Sushizubereitung.

Auch ökologische Themen lässt der Autor nicht außen vor und führt dem Leser am Beispiel des Thunfischs, der einen wichtigen Platz in der japanischen Sushiküche einnimmt und Rekordpreise auf den Fischmärkten der Welt erzielt, den Raubbau an den Fischvorkommen in unseren Weltmeeren vor. Als reiner Wahnsinn erscheint, dass ein einzelner Thun per Flugzeug vom Tokioter Fischmarkt nach Paris geflogen wird, damit er abends den Gästen in der Sushibar Mifunes serviert werden kann.

Die kulinarischen Streifzüge Xavier Kieffers bettet Hillenbrand in eine spannende Krimihandlung ein und erzählt mit leichter Hand und milder Ironie.

Fazit: Ausgefallener Kriminalroman aus der Welt der Sterneküche mit sympathischem Helden. Schmeckt ausgezeichnet.

Tom Hillenbrand: Rotes Gold.
Kiepenheuer & Witsch, April 2012.
351 Seiten, Taschenbuch, 8,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Martina Sprenger.

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