Todd Lockwood: Die ewigen Gezeiten 01: Der Sommerdrache

Maia ist in einer Familie aufgewachsen, die einem sogenannten Aery Drachen hält und mit ihnen jährlich Junge heranzieht, die dann vom Kaiser jedes Jahr abgeholt werden, um sie für den Krieg anzulernen. Doch dieses Jahr haben Maia und ihr Bruder Darian Hoffnung, dass sie beide jeweils eins der Jungtiere behalten dürfen, um es aufzuziehen und später zur Zucht einzusetzen. Es zeichnet sich allerdings ab, dass in einem geburtenschwachen Jahr, in dem es auch Katastrophen für andere Aeries gab, alle Jungtiere an den Kaiser gehen. Als dann nur Darian einen Drachen behalten darf und Maia leer ausgeht, ist ihre Enttäuschung grenzenlos. Es muss doch einen Weg geben, einen Drachen zu bekommen!

Todd Lockwoods Romanhandlung in wenigen Sätzen gänzlich zu erfassen, ist schier unmöglich. Es geht um so viele verschiedene Themen und es passiert so viel, dass man sich da gar nicht kurzfassen kann. „Der Sommerdrache“ ist durchweg interessant und oft – auch mitten im Roman – sehr spannend. Die Welt, in der Maia lebt, ist toll gezeichnet. Und das manchmal sogar im wahrsten Sinne des Wortes. Wer sich für Fantasy auch über Autoren von Romanen hinaus interessiert, der kennt Todd Lockwood nämlich schon. „Der Sommerdrache“ ist sein erster selbst geschriebener Roman und es bleibt zu hoffen, dass noch viele folgen werden. Ein unbekanntes Gesicht ist er dennoch nicht, denn seit vielen Jahren illustriert er die Geschichten anderer etwa aus der „Dungeons & Dragons“-Reihe. Auch seinen eigenen Roman hat er mit zahlreichen tollen Bildern ausgestattet. Das wirklich faszinierende hier ist allerdings die Geschichte. Denn der begnadete Illustrator kann scheinbar auch schreiben!

Angelegt ist die Geschichte auf insgesamt drei Bände. Bisher sind weitere Erscheinungsdaten unbekannt, es bleibt aber zu hoffen, dass die Wartezeit nicht allzu lang ist. „Der Sommerdrache“ wir komplett aus Maias Sicht erzählt. Sie ist hochinteressiert an Drachen und will schon seit Kindesbeinen an nichts anderes als ihrem Vater folgen und einmal einen Aery leiten. Von Drachen versteht sie sehr viel und das schönste wäre es, selbst einen zu haben. Drachen haben in der Welt von Maia eine besondere Position inne. Sie gehen eine Verbindung mit ihrem Reiter ein, die tiefer geht als ein Besitzverhältnis. Drache und Reiter fühlen einander. Auch sprechen Drachen einige wenige Worte der menschlichen Sprache, was zu einigen sehr witzigen Szenen im Roman führt.

Für mich ist „Der Sommerdrache“ eines der besten Drachenbücher der letzten Zeit. Diese Romane, vor allem die guten unter ihnen, sind in den letzten Jahren seltener geworden. Umso schöner ist es, mal wieder ein so qualitativ hochwertiges Exemplar in den Händen zu halten. „Der Sommerdrache“ verbindet die unterschiedlichsten Themen miteinander. Die Drachen sind in ein politisches System eingebunden, beherrschen aber gleichzeitig die religiösen Vorstellungen der Menschen. Auch bei denjenigen, die nicht direkt in die Aeries mit Drachen arbeiten, haben sie eine wichtige Stellung. All das vermischt Todd Lockwood zu einer tollen Romanhandlung, die keine Wünsche offen lässt.

Sehr spannend, sehr gut geschrieben – ein wahres Highlight!

Todd Lockwood: Die ewigen Gezeiten 01: Der Sommerdrache.
Fischer, April 2018.
656 Seiten, Taschenbuch, 16,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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