Tim Curran: Blackout

blackJon und Kathy gehören zu denen, die es geschafft haben im Leben. Eine gute Ausbildung, ein fester Job, eine Tochter, die ihr Auslandssemester in Italien verbringt, dazu ein Heim in einer der besseren Gegenden der Stadt mit netten Nachbarn, da kann man nicht meckern.

Eines Sommerabends, gerade ist das Grillfest mit den Nachbarn beendet, zieht überraschend und von den Wetterfröschen nicht angekündigt ein Gewitter auf. Blitze zucken merkwürdig regelmäßig über das dunkle Firmament, Sturm kommt auf.

Als Jon die Fester schließen will, überkommt ihn ein ganz komisches Gefühl – was ist mit Kathy, ist ihr etwas zugestoßen?

Im Bett findet er nur noch den Abdruck ihres Körpers, die Tür zum Garten ist offen.
Er alarmiert die Nachbarn, fährt, da sowohl das Festnetz wie auch das Handy ausgefallen sind, in die Stadt um die Cops zu unterrichten – und muss feststellen, dass er in einen Albtraum geraten ist.

Tentakel fallen vom Himmel, armdicke Kabel, die wenn Menschen sie berühren eine klebrige Masse aussondern, die die Menschen an ihnen festkleben lassen bevor die Auswüchse nach oben eingeholt werden.

Was übrig bleibt sind Schreie, leere Straßen und Ortschaften – und ein Rätsel, dem Jon auf die Spur kommen will …

Es gibt Horror-Autoren, die von den Deutschen Verlagen sträflich ignoriert werden, deren Werke den Weg auf heimische Büchertischen nicht gefunden haben. Und dann gibt es Verfasser, denen die Verlage förmlich nachlaufen.

Tim Curren ist ein solcher Autor. Nach Atlantis und Festa legt auch Luzifer ein weiteres Buch mit einem Text des Amerikaners auf.

In der Novelle – von Roman kann man bei rund knapp 140 Seiten nicht wirklich sprechen – zeichnet der Autor zunächst mit leichter Hand das Bild einer scheinbar perfekten Vorstadtidylle. Natürlich gibt es ein paar Reibereien, Animositäten und Neid unter den Nachbarn, doch eigentlich scheint deren Welt relativ geordnet und sicher zu sein. Ein Jeder weiß, den Anderen einzuschätzen, man hat sich an die Eigenheiten und Merkwürdigkeiten gewöhnt.

In diese heile Welt bricht das Grauen herein. Behutsam führt Curren seine Bedrohung ein – es geht zunächst nur darum, eine Verschwundene zu suchen. Wer jetzt meint, eine Entführung, schlimmstenfalls ein Gewaltverbrechen würde darauf warten entdeckt zu werden, der sieht sich bald eines Schlechteren belehrt.

Verlassene Autos, entvölkerte Straßen, ganze Ortschaften ohne Menschen begegnen unserem Ich-Erzähler. Klar, hier ist etwas Schlimmes, etwas Unerklärliches vorgefallen.
Geschickt spielt Curren hier mit der Erwartungshaltung des Lesers, bevor er dann in die Vollen geht. Geschickt baut er seine Bedrohung auf, schildert uns die Entvölkerung der Welt und die Suche nach einer Erklärung.

Das hat durchaus markante Szenen, wenn die zivilisatorische Tünche sich als zu dünn erweist, wenn die Verzweiflung und Angst das Handeln bestimmen. Ohne hier zu viel spoilern zu wollen, verbindet der Autor seine Handlung mit der tiefsten Vergangenheit und überrascht mit einer erschütternden Erkenntnis.

Tim Curran: Blackout.
Luzifer Verlag, November 2015.
140 Seiten, Taschenbuch, 7,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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