Tilman Spreckelsen: Die Nordseefalle

Es ist der vierte Band der Theodor-Storm-Krimi-Reihe, die Tilman Spreckelsen im Juni 2020 vorlegt. Und um es gleich vorwegzunehmen: Erneut gelingt es dem Autor  einen Krimi zu schreiben, der durch angemessene und geschickt aufgenommene Details einen Bezug zu den historischen Begebenheiten in Nordfriesland herstellt.

Die Verknüpfung von Fiktion und wahrer Geschichte gelingt, weil sich der Autor einer präzisen Sprache bedienen kann, dank deren Ausdruckskraft der Leser mit dem Protagonisten mitfiebern kann.

Spreckelsen wurde 1967 in Kronberg im Taunus geboren. Er arbeitet als Redakteur bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Tilman Spreckelsen hat bereits mehrere Anthologien mit Gedichten und Geschichten veröffentlicht. Sein erster Storm Krimi, „Das Nordseegrab“ erschien 2015 im Fischer Verlag. Offensichtlich hat er sein persönliches Krimigenre gefunden. Auch darum weil der Leser spürt, dass Tilman Spreckelsen weiß, worüber er schreibt. Seine Beschreibungen Husums und Nordfrieslands im Jahr 1844 wirken authentisch. Gekonnt nimmt er den Lesenden mit in diese Zeit. Dabei gibt der Autor Einblick in die Legenden, Lebensgewohnheiten und Denkstrukturen dieser Küstenlandschaft. Der studierte Germanist und Historiker legt  wert darauf, seiner Leserschaft die  „graue Stadt am Meer“ einladend zu beschreiben. Dabei helfen ihm seine Protagonisten der Anwalt Theodor Storm und sein Schreiber Peter Söt, aus dessen Sicht der Plot geschrieben ist.

In „Die Nordseefalle“ geht es um Macht, Gier und Reichtum.  Ein Mord in Husum und die Sagen um den Schatz der versunkenen Stadt Rungholt führen Storm und  Söt  auf die Insel Föhr. Dort verbringt der dänische König den Sommer. In seinem Gefolge hält sich  auch der Dichter Hans Christian Andersen auf. Um ihn geht es dann auch in einem weiteren Handlungsstrang. Was bedeuten die Unfälle, in die Andersen verwickelt wird? Gibt es Hofintrigen gegen ihn? Weiß er etwas über die verschwundene Schatzkarte von Rungholt? Storm hat es bei seinen Ermittlungen mit mächtigen Gegnern zu tun – und übersieht beinah die größte Gefahr: der „blanke Hans“, die Nordsee selbst.

Und dann ist da noch ein Mandant Storms. Der steht unter Mordverdacht und ist von Abschiebung nach Kopenhagen bedroht. Storm und Söt sollen die Unschuld ihres Mandanten beweisen. Weitere Morde in Husum  bringen Unruhe in die graue Stadt am Meer. Storm und Söt führen die Ermittlungen in das umtriebige Seebad Wyk auf Föhr.

Ich habe den Plot gern gelesen, denn die Dialoge sind leicht verständlich. Der Autor kennt sich in Grammatik und Rechtschreibung aus, was der Klarheit des Textes dient und dem Leser Unterhaltung ermöglicht. Der Wortschatz ist vielseitig und ausdrucksstark. Die gute Recherche und der geschickte Aufbau der Handlung machen das Buch zu einer Besonderheit im Genre historischer Kriminalliteratur.  Darum ist die Lektüre dieses Romans nicht nur Menschen zu empfehlen, die Nordfriesland und das Leben an der See lieben.

Tilman Spreckelsen: Die Nordseefalle.
Fischer, Juni 2020.
256 Seiten, Taschenbuch, 11,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Martin Simon.

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