Thomas Enger & Jørn Lier Horst: Bluttat

Für Kriminalkommissar Alexander Blix ist ein Alptraum wahrgeworden. Seine Kollegin Kovic wird in ihrem Haus ermordet, und seine Tochter Iselin, die einzige Zeugin dieses Mordanschlags, kann sich nur knapp über eine Flucht durch ein Fenster vor den Mörder retten. Am nächsten Tag wird Iselin entführt. Jetzt gilt Blix als befangen und darf die Ermittlung nicht mehr leiten. Doch er kann nicht loslassen. Jede Sekunde, Minute und Stunde zählt. Blix will seine Tochter unbedingt retten. Dabei missachtet er alle Regeln der Polizeiarbeit.

Auch die mit ihm befreundete Kriminalreporterin Emma Ramm ignoriert Regeln. Im Wettlauf mit der Zeit bringen sie nicht nur sich und ihre Reputation in Gefahr. In seiner Angst um seine Tochter setzt Blix bei seinen heimlichen Ermittlungen buchstäblich alles auf eine Karte.

Die Thrillerautoren Thomas Enger und Jørn Lier Horst haben sich entschlossen, zusammen an einer Serie zu schreiben. Beide haben in der Vergangenheit alleine Bestseller geschrieben. Während der studierte Publizist Thomas Enger am liebsten aus der Perspektive von Journalisten, Kriminalfälle offenlegt, erzählt Jørn Lier Horst, wie die Osloer Polizei Verbrecher jagt. Mit seinem Insiderwissen zeigt er sehr detailliert, in welche Fallen Ermittler geraten, wenn sie persönlich angegriffen werden. Sein Leitgedanke findet sich im Klappentext: Wie kann ein Mann mit einem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit als Täter ins Zentrum einer Mordermittlung kommen?

Äußerst spannend und überzeugend rollt das Autorenduo im ersten Teil die Ausgangssituation rückblickend auf. Emma und Alexander werden separat verhört. Beide sollen ihre Sicht der vergangenen 32 Stunden erzählen. Immer wieder werden die Verhöre durch Rückblenden unterbrochen, in denen Schlüsselszenen gezeigt werden. Auf diese Weise bauen die Autoren chronologisch eine Katastrophe auf, die im zweiten Teil ein verzwicktes Nachspiel haben werden. Ramm und Blix können in diesem Nachspiel nur verlieren. So wie ein Falschfahrer auf einer Autobahn nicht mehr seine Richtung korrigieren kann, so ergeht es auch der Reporterin und dem suspendierten Kriminalkommissar. Sie ermitteln weiter, bis sie den Mörder in die Enge getrieben haben. Dies liest sich so spannend, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand nehmen möchte. Neben der üblichen Thrillersprache finden sich wunderschön erzählte Passagen. Allein durch ihre Verknappung wirken sie eindringlicher als jedes kraftvolle Wortgefecht. Ein paar Fragen bleiben am Ende offen und machen extrem neugierig auf das nächste Buch. Der Verlag wirbt auf der Titelseite mit dem ersten Platz auf der norwegischen Bestsellerliste. Mehr verdienter Applaus geht nicht.

Der starke Thriller wurde von Maike Dörries und Günther Frauenlob übersetzt.

Thomas Enger & Jørn Lier Horst: Bluttat.
Aus dem Norwegischen übersetzt von Maike Dörries &  Günther Frauenlob.
Blanvalet, November 2021.
400 Seiten, Taschenbuch, 11,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.

Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.