Therese Anne Fowler: Gute Nachbarn

Das ist wieder so ein Roman, bei dem es mir schwerfällt, zu sagen, er gefällt mir oder er gefällt mir nicht. Denn obwohl die Autorin sehr subtil Spannung aufbaut und mittels einer ungewohnten Perspektive fesselt, bedient sie gleichzeitig viele Klischees. Auch ist die Handlung leider trotz allem vorhersehbar.

In einer zu einigem Ansehen gekommenen Siedlung in North Carolina zieht eine wohlhabende Familie in ein neues, etwas protziges Haus. Diese neuen Bewohner haben es sich bereits vor ihrem Einzug mit ihrer Nachbarin Valerie verdorben, da durch die Bautätigkeiten ihr Garten und besonders eine sehr alte Eiche darin Schaden genommen haben. Zusätzlich ist Valerie durch ihre Vorurteile voreingenommen gegen die Familie, vor allem den Vater Brad, der ihr wie das personifizierte weiße Übel vorkommt. Valerie ist farbig, ihr Mann war weiß und so ist ihr Sohn Xavier, 17 und gerade mit der Schule fertig, ein „Mischling“, der sich nirgendwo so richtig zugehörig fühlt.

Das Drama nimmt seinen Lauf, als sich Xavier und die gleichaltrige Juniper, Brads Stieftochter, ineinander verlieben. Neben den durch die Hautfarbe bedingten Problemen kommen erschwerend die von der Kirche beeinflussten, etwas merkwürdigen Erziehungsmethoden von Junipers Eltern hinzu. So musste sie zu Beginn der Pubertät ein Gelöbnis ablegen, als Jungfrau in die Ehe zu gehen.

Therese Anne Fowler, die sich beim Schreiben des Romans selbstkritisch fragte, ob sie als Weiße einen Roman über Rassismus schreiben darf, erzählt die Geschichte aus der Perspektive der beobachtenden Nachbarn, sie schreibt in der ersten Person Plural. Immer wieder deutet sie an, was geschehen wird, erzeugt damit einiges an Spannung. Gleichzeitig jedoch, auch wenn das ein Widerspruch ist, nimmt sie viel vorweg, so dass man eben früh ahnt, worauf es hinausläuft, dass es wenig Überraschendes gibt. Zumal man ähnliche Geschichten vielfach gelesen und gesehen hat.

Auch, so scheint es, will die Autorin ein bisschen zu viel, thematisiert Rassismus, Sexismus,  sexuelle Gewalt und einiges mehr. Dabei ist ihr Stil durchaus fesselnd (trotz der manchmal endlosen Bandwurmsätze), ihre Beschreibungen, die Charaktere zwar nicht neu, aber authentisch, lebensecht und nicht unsympathisch.

Ein interessantes, gut zu lesendes Buch um ein aktuelles und wichtiges Thema, das sein Potential nicht ganz ausschöpft.

Therese Anne Fowler: Immer wieder du und ich.
Aus dem Englischen übersetzt von Nicole Seifert.
Droemer, Juni 2021.
352 Seiten, Gebundene Ausgabe, 20,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.

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