Fiona Mozley: Elmet

Elmet, so erfahren wir am Anfang des Romans, war das letzte unabhängige Königreich der Kelten in England. Es befand sich im Tal von York. In den vereisten Mooren, in diesem Ödland versteckten sich noch bis in das 17. Jahrhundert Gesetzesflüchtige.

Fiona Mozleys Debütroman spielt in dieser Gegend, jedoch in der Gegenwart. Der Ich-Erzähler Daniel, sein Vater und die Schwester Cathy bauen sich hier, im Land des ehemaligen Königreichs Elmet, mit eigenen Händen ein Haus.

Daniel erzählt uns die Geschichte abwechselnd in kurzen Sequenzen aus der Gegenwart, aus denen er in die Vergangenheit zurückblickt. Mozleys kurzweiliger Erzählstil verhindert, dass die Leserin/der Leser durch die Zeitsprünge aus dem Lesefluss gerissen werden. Ein gutes Beispiel wie Rückblenden literarisch opportun gestaltet werden können. Das literarische Wagnis gelingt auch, weil sowohl Vergangenheit als auch Gegenwart wie zwei, zwar miteinander verbundene, eigene Handlungsstränge funktionieren.

Daniel erinnert sich also an die Mutter, die nur zeitweise bei ihnen war und wenn, dann nur schlief, an die Grandma Morley, die sich liebevoll um die Kinder kümmert und sich doch mit dem Geist zuweilen ganz woanders war. Und an den Vater, der Geld mit illegalen Faustkämpfen verdiente. Bis zu dem Tag, an dem der Grundbesitzer des Stückchen Landes, auf dem Vater, Cathy und Daniel ihr Haus errichtet hatte, sie heimsuchte. Weiterlesen

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Owen O’Kane: Der kleine Alltagsentschleuniger

Das Buch könnte genauso gut „Ten to Zen“ heißen, obgleich Zen nicht in seiner wörtlichen Bedeutung zu nehmen ist. Der erste Gedanke beim Lesen des Titels mag wohl automatisch so klingen: Nicht schon wieder ein Ratgeber für ein stressfreies Leben (für den mir echt die Zeit zum Lesen fehlt). Owen O’Kanes kleiner Alltagsbremser unterscheidet sich erfreulicherweise von anderen Ratgebern zum Thema.

Das Buch im wortwörtlichen Taschenbuchformat darf gerne mit auf die Reise in unseren Alltag, ins Büro, die Küche und den Keller. Kurze Kapitel erleichtern das stückweise Lesen des Sachbuches. Schließlich handelt es sich hier weniger um einen Fantasy-Titel, mit dem LeserIn stundenlang in eine andere Welt versinkt.

Das Anliegen des Sachbuchs ist strenggenommen das genaue Gegenteil davon, nämlich das Innehalten, das Achtsamsein auf die Gegenwart und auf sich selbst. Klingt gut, ist aber bekanntlich nicht einfach umzusetzen. Weiterlesen

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Kaska Bryla: Roter Affe

Kaska Bryla legt mit „Roter Affe“ ihren Debütroman vor. Um es vorweg zu nehmen: Es ist ein starkes Erstlingswerk.

Wir lernen Mania kennen: Eine Protagonistin, die keinesfalls in den Mainstream passt und dennoch authentisch dargestellt wird und handelt. Mania ist auf der Suche nach Tomek. Nach Tomek, dem Jungen, den sie seit ihrer Kindheit kennt, ihrem besten Freund. Mit ihm verlor sie Kaja, Tomeks Mutter und auf eine Art auch ihre, durch Freitod. Mania war die erste, die Tomek in den Arm nahm, nachdem sich ein älterer Junge an ihm vergangen hatte. Und dennoch sind Mania und Tomek nie ein Liebespaar geworden oder doch?

Mania sucht Tomek. Es ist das Grundthema dieses Romans, der durchzogen wird von Erinnerungen, Tomeks Notizen und gegenwärtigen Handlungen. Mania sucht Tomek zusammen mit Ruth, ihrer besten Freundin, Zahit, einem syrischen Flüchtling, den Mania einst illegal über Ungarn nach Österreich schleuste und von Sue, Tomeks Hündin. Die Handlung wird aus diesen verschiedenen Perspektiven erzählt (ja, auch aus der Sicht von Sue). Zu viert sitzen sie im Mietwagen und fahren von Wien nach Warschau auf den Spuren des verschwundenen Tomek. Weiterlesen

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Hilde Artmeier: Stille Donau

Hilde Artmeier schreibt Thriller und Kriminalromane, manchmal zusammen mit ihrem Mann Wolfgang Burger. In „Stille Donau“ beginnt alles mit Bernedettas Leidenschaft für Regensburgs Gotteshäuser. Protagonistin aber ist Anna di Santosa, Privatdetektivin und Besitzerin einer Modeboutique für Damen.

Der Kriminalroman nimmt seinen Lauf mit dem Mord an Jakob Laudamer, einem Journalisten der Süddeutschen Zeitung. Er war mit Mona bekannt, der Freundin und Mit-Boutique-Besitzerin von „BellaDonna“, die auch Anna di Santosa gehört.

Mona wiederum ist reichlich genervt von Bernedetta, der Aushilfe in der Boutique, die ihre Vorliebe für die Gotteshäuser in Regensburg ihren Aufgaben in dem Damenmodegeschäft vorzieht. So muss Anna, die gerade einen Auftrag als Detektivin abschließt, zur Boutique eilen, um Mona abzulösen, die einen wichtigen Gerichtstermin hat. Mona wird diesen verpassen, denn Anna findet den eingangs erwähnten ermordeten Journalisten. Weiterlesen

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Heiko Hentschel: Glas-Trilogie 02: Das flüsternde Glas

„Das flüsternde Glas“ ist der zweite Band aus der Glas-Trilogie. Protagonisten sind wieder Moritz und seine Schwester Konstanze, die mit Freunden auf der Suche nach dem Mock sind. Wer oder was der Mock ist, wird an dieser Stelle besser nicht verraten.

Moritz, Konstanze und Freunde unternehmen dieses nicht ungefährliche Abenteuer, um Helene zu retten, die nun seit mehr als drei Jahrhunderten wie eine Untote auf der Welt wandelt. Die Handlung spielt in Bad Greifenstein, das weit davon entfernt ist, ein Kurort zu sein. Abenteuer und vor allem Monster wie die Mimose, der Vielfraß, Nachtalb und Werwolf reichern nicht nur die Stadt, sondern auch die Erzählung an.

Das kurzweilige Jugendbuch lebt von der Dynamik der rasanten Handlung, die Figuren sprühen in der Ausgestaltung vor Fantasie und originellen Einfällen. Band 2 der Trilogie ist auch ohne Kenntnis von Band 1 lesbar und verständlich. Der dritte Teil mit dem Titel „Das ewige Glas“ erscheint voraussichtlich im Herbst 2021. Weiterlesen

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Rotraut Schöberl (Hrsg.): Mord auf leisen Pfoten. Kriminell gute Katzengeschichten

Haben Sie eine Katze? Die Frage führt natürlich in die Irre, müsste es nicht heißen: Hat eine Katze Sie? Statistisch nachgewiesen ist: Katzen sind die beliebtesten Haustiere, noch vor dem Hund. Entsprechend viele Katzenbücher bevölkern die Bücherregale dieser Welt. Das, so erzählt die Herausgeberin in ihrer Einleitung, war ihr bewusst. Allerdings gäbe es noch eine Lücke: eine Katzenkrimi-Anthologie.

Gedacht, gesagt, getan – mit „Mord auf leisen Pfoten“ aus dem Residenz Verlag liegt eine solche nun vor. Kriminell gute Katzengeschichte sind hier versammelt. Gut bekannte Autoren wie Agatha Christie und Edgar Allan Poe bis hin zu zeitgenössischen Autoren haben hier ihre Katzenaffinität in Kurzgeschichten und Erzählungen fließen lassen.

Übrigens deutlich mehr Autorinnen als Autoren. Meine These: Katzen können besser mit Frauen. Männer sind für Katzen eine Art Sklave, der für Essen sorgt und Türen öffnet. Jedenfalls ist es so bei mir zu Hause.

Gestartet wird die Anthologie klassisch gut mit den Geschichten „Madame Phlois Sünde“ von Lilian Jackson Brown, „Entdeckung im Tunnel“ von Rita Mae Brown & Sneaky Pie Brown, Agatha Christies „Der seltsame Fall des Sir Arthur Carmichael“ und Patricia Highsmiths „Mings fetteste Beute“.

Livia Klingls „Katzenmord“ bestätigt die weiter oben geäußerte These zum Verhältnis von Katze zu Frauchen und Männchen. Das Leben von Katzen-Protagonistin und Frauchen war perfekt und glücklich bis Manfred seinen uneleganten Gang in Frauchens Leben setzte. Leicht und sprachlich ausgereift erzählt Klingl, warum Manfred dies hätte besser sein lassen sollen. Weiterlesen

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Peter Sonnenbichler: Wirf deine Krücke ins Abendrot

„Wirf deine Krücke ins Abendrot!“ ist das Debüt von Peter Sonnenbichler. Auf mehr als 200 Seiten verführt der Lyriker mit kraftvollen und doch sensiblen Zeilen in eine schöne Vergangenheit oder auch Parallelwelt, ohne die Gegenwart dieser Erde zu vernachlässigen. Der Autor nimmt LeserIn mit dem lyrischen Ich an die Hand und zeigt Ästhetik ohne Kitsch, prangert an ohne Stereotype.

Die Lyrik von Sonnenbichler ist erfrischend neu. Nicht nur im Format. Die Zeilen wimmeln vor Neologismen, die mit Aussagekraft zu überzeugen wissen. Eingeteilt ist das Buch in sechs Kapitel, die von wilden Blumen, dem roten Stern im Süden, Herzfüllungen, dem Abererkennen und dem damaligen Zauberfrühling handeln. Textbeispiel gefällig?

„kaum bewegt sich ein blatt
flach geht der atem der welt
und die polkappen hängen sicher schon
durch bis zu den wendekreisen.
da ist die luft draußen.“ Weiterlesen

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G.S. Locke: Neon – Er tötet dich

Was ist die originellste Methode für einen Romanhelden, sich selbst zu töten? Für Detective Chief Inspector Matt Jackson ist es jene, bei der man einen Auftragskiller auf sich selbst hetzt. Mit exakter Tötungsfrist. Bis zum vereinbarten Mordzeitpunkt macht er es sich in der Gesellschaft von zwei Flaschen Scotch bequem.

Detective Jackson trauert um seine Frau. Sie wurde von einem Serienkiller im Haus der Jacksons getötet. Von einem Mann, dem ausgerechnet der Detective auf der Spur war.

Kurz vor dem Zeitpunkt, an dem ihn der Auftragskiller töten soll, findet Jackson eine wichtige Spur, die ihn vielleicht zum Mörder seiner Frau führt. Wie aber bestellt man einen Auftragskiller ab, wenn der nicht ans Telefon geht?

Nun, irgendwie schafft es der Detective, dieses Problem zu lösen, denn andernfalls wäre der Roman an dieser Stelle zu einem unbefriedigenden Ende gekommen. Der Auftragskiller ist im Übrigen eine Frau, Iris Palmer, die ihre eigenen Probleme hat. Die sind es auch, die sie dazu verleiten, gemeinsame Sache mit Jackson zu machen. Diese beiden jagen jetzt Neon, den Serienmörder von Birmingham, der so genannt wird, weil er die Tatorte mit Neon-Reklame ausgestaltet. Weiterlesen

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Stephen Wiacek: Das MARVEL Buch: Das Comic-Universum der Superhelden

Wussten Sie, dass die ersten Comics im Jahr 1933 erschienen? Dass Superhelden erst seit 1938 die Comic-Szene betraten und belebten? In den 1950ziger Jahren wurden diese neuen Lese-Bücher beinahe verboten: Man behauptete, dass es zwischen den „gewalttätigen Comics“ und der Jugendkriminalität eine kausale Verbindung gab. Glücklicherweise überstanden die Comics diese Angriffe und erfreuen sich seitdem einer steigenden Beliebtheit. Dazu haben auch die zahlreichen Verfilmungen beigetragen. Besonders begehrt sind die Zeichnungen, Geschichten und Filme, die dem Marvel Multiversum zuzuordnen sind.

Das Marvel Buch von Stephen „Win“ Wiacek bietet tiefgehende Informationen über die Konzepte, Welten und Figuren des Multiversums von Marvel. Und die sind umfassender und vielfältiger als erwartet. Wunder spielen ebenso eine Rolle wie der ewige Konflikt zwischen Krieg und Frieden, wie Superforschung, Technologien, Magie, Übernatürlichkeit und kosmische Kräfte, Weltraumabenteuer, alternative Welten und andere Zeitachsen. Weiterlesen

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Lena Wanke: Wo einst Leben war

Der Roman von Lena Wanke beginnt für Protagonistin wie LeserInnen misslich und zwar mit einem Prolog. Es bleibt mir ein Bücherleseleben lang unerschlossen, warum Autoren nicht schlicht mit dem Anfang beginnen, sondern vor diesen noch ein Voranfang setzen. Als müsse der Leser sanft und behutsam eingestimmt werden, bevor er sich in der Geschichte verlieren darf. Liebe AutorInnen: Das braucht kein LeserIn. In „Wo einst Leben war“ ist der Prolog für Kapitel 1 ganze 85 Seiten lang und bewegt sich abwechselnd zwischen zwei Zeitebenen. Weise der Philosoph, der behauptete: Aller Anfang ist schwer.

Jona ist die Protagonistin des Erstlingswerks von Wanke. Das junge Mädchen bewegt sich mit ihren Geschwistern und Taube in den Trümmern einer alten Welt. Die Dystopie hält für die meisten Menschen ein sorgloses Leben parat. Dafür zahlen sie mit der Aufgabe ihrer Individualität. Die Eltern von Jona, Tobias, Luki und Emma (Taube greift die Gruppe später auf) wünschen sich für ihre Kinder ein selbstbestimmtes Leben und schicken sie auf die Reise und Suche.

Bei dieser, genauer auf Nahrungssuche, kommt Tobias abhanden. Jona und ihre Gruppe suchen Holger und dessen Sohn Oliver auf. Es sind Freunde der Eltern und versorgen die Kinder mit Essen und für ein paar Tage auch mit einer Unterkunft. Doch warum streiten sich Oliver und Holger am Tag, als Jonas Gruppe weiterzieht? Weiterlesen

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