Jean-Luc Bannalec: Bretonische Idylle

Pünktlich zum angekündigten Erscheinungsdatum liegt er im Buchhandel vor: Kommissar Dupins 10. Fall! Für den Autor sicherlich ein Grund zu feiern. Für den Kommissar auch, Duplizität der Ereignisse, der selbst sein zehnjähriges Dienstjubiläum begehen soll. Wer hier an Zufall glaubt unterschätzt die dramaturgischen Schachzüge des Autors. Auch das Erscheinungsdatum ist sorgfältig geplant. In die erste Hitzewelle des Jahres 2021 placiert sich dieser Krimi als Sommer- und Urlaubslektüre. Dass am bretonischen Schauplatz seinerseits eine Hitzewelle den Menschen den Schweiß auf die Stirn treibt, mag nun wirklich ein meteorologischer Zufall sein.

Wiederum kein Zufall ist, dass an der Küste Concarneaus eine männliche Leiche gefunden wird. Der Tote kann schnell identifiziert werden. Er war Schafzüchter und lebte auf der schönen Urlaubsinsel Belle Ile vor Quiberon.  Ebenso zügig konnte die Todesursache ermittelt werden: Er wurde ermordet. Kommissar Dupin hat eine harte Nuss zu knacken. Doch zunächst muss er die Fahrt mit dem Polizeiboot  überstehen, ohne Seekrank zu werden.

Als Schauplatz der Ermittlungen hat der Autor, der unter dem Pseudonym Jean-Luc Bannalec schreibt und Jörg Bong heißt, einen der, wenn nicht den schönsten Ort der Bretagne ausgewählt. Mit seiner Wahl bleibt er  seiner Tradition treu und entfaltet hier seine große Liebe für  diese Landschaft. Er nimmt die Lesenden mit und ermöglicht ihnen ein kriminalistisches Reiseerlebnis mit allen Sinnen. Weiterlesen

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Frida Gronover: Dänische Gier

Als regelmäßiger Skandinavienurlauber spricht mich der Titel natürlich an. Und so wage ich mich an den dritten Band der Krimi-Reihe von Frida Gronover heran. Bisher war mir die Autorin unbekannt.

Die 1969 im westfälischen Hamm geborene Autorin studierte Pädagogik und Kunsttherapie an der Universität Münster. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit arbeitet sie freiberuflich als Klinik-Therapeutin. Von Literatur begeistert begann sie  begann sie selbst Geschichten zu erzählen und fand Zugang zum Krimigenre.  Unter ihrem bürgerlichen Namen veröffentlichte sie bereits eine Reihe Münsterland-Krimis. Im Jahr 2018 erschien ihr erster Krimi unter dem Pseudonym Frida Gronover: „Ein dänisches Verbrechen“. Die Insel Falster in der dänischen Südsee bietet für sie die ideale Bühne ihrer Romane, da sie in ihrer Kindheit zahlreiche Sommer auf Falster verbrachte. Seitdem fühlt sie sich der Insel sehr verbunden. Frida Gronover lebt zusammen mit ihrem Mann, ihrer Tochter und ihren Haustieren auf dem Land in Nordrhein-Westfalen.

Gitte Madson lebt seit einem knappen Jahr in Marielyst, einem kleinen Dorf auf der Insel. Sie arbeitet als Bestatterin beim Bestattungsinstitut von Paul Larstsen. Ihr eilt der Ruf voraus, über Leichen zu stolpern. Und da passiert es auch schon. Gitte und Paul sind zu einem Richtfest am Strand eingeladen. Der Hausherr bietet seine Getränke in Särgen an. Als der Polier August Borg einen missglückten Richtspruch (das Glas zerbricht nicht) hinlegt, gehen die ersten von einem schlechten Omen aus. Das Unglück lässt nicht lange auf sich warten. Weiterlesen

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Wolfgang Niedecken: Wolfgang Niedecken über Bob Dylan

Pünktlich zu seinem siebzigsten Geburtstag beschenkt sich der Autor Wolfgang Niedecken selbst mit einer Hommage an den Künstler, der maßgeblich Niedeckens Musiker-Karriere beeinflusst hat.  Dass Bob Dylan in diesem Jahr achtzig Jahre alt wird spricht zudem für das Erscheinungsdatum dieses elften Bandes aus „KiWi´s Musikbibliothek“.

Der 1951 geborene Wolfgang Niedecken ist mir zum ersten Mal Ende der siebziger Jahre in einem Wuppertaler Jugendzentrum begegnet. Seit diesem Konzert vor kleinem Publikum schätze ich seine Texte und seine Musik. Niedeckens klare Position zum Nato-Doppelbeschluss und zur Politik in den jungen Achtzigern hat mich zum Fan gemacht. Für mich war es nur zu schlüssig, dass es eine Affinität Niedeckens zu Bob Dylan gab. Dass Dylans Einfluss auf Niedecken aber so intensiv war, habe ich erst bei der Lektüre dieses Titels erfahren. So stellen sich Ursache und Wirkung seines Schaffens in einem neuen Licht dar. Und dieses Licht hat dann auch mit meiner eigenen Biografie, mit dem „Soundtrack meines Lebens und mit meiner politischen Sozialisation zu tun.

Aus seiner Bewunderung für Bob Dylan macht Niedecken kein Hehl. Für ihn ist Dylan der größte amerikanische Liedermacher, der ihm mit seinen Texten und seinem Blues einen tiefen Einblick in die „amerikanische Seele“ ermöglicht hat. Niedecken gibt zu, dass ohne die Inspiration durch Bob Dylan viele seiner Songs nicht entstanden wären. Eine starke Einsicht, die auf eine realistische Selbsteinschätzung schließen lässt. Dieser Eindruck hat sich während der Lektüre immer wieder bestätigt.  Niedecken schreibt wie er ist: nüchtern, direkt und ehrlich. Weiterlesen

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Viveca Sten: Das Grab in den Schären

Viveca Sten arbeitete als Justiziarin bevor sie sich als Autorin einen Namen machte. Die Schärenwelt vor Stockholm, Bühne ihrer Krimireihe,  kennt sie gut seit ihrer Kindheit, da ihre Familie dort ein Haus besitzt. Viveca Sten wohnt mit ihrer eigenen Familie bei Stockholm. Ihre Krimi-Reihe ist in diesem Jahr auf stattliche zehn Fälle angewachsen, die ihre Protagonisten, der Kommissar Thomas  Andreasson und dessen Jugendfreundin Nora Linde  zu lösen hatten. Alle Fälle erfreuten sich als Bestseller einer großen Leserschaft. Viele Fälle wurden verfilmt. Der 10. Band der Reihe um Thomas Andreasson und Nora Linde umfasst 416 Seiten, die sich in 104 Kapitel gliedern und um Zwischenkapitel und Rückblenden ergänzt werden. Die Handlung spielt im Sommer 2016 auf Sandhamn.

Auf der Schäreninsel Telegrafholmen werden bei Sprengarbeiten menschliche Knochen gefunden. Thomas Andreasson und sein Kollege Aram müssen ermitteln und stürzen sich in ihre kriminalistische Routine. Zunächst überprüfen sie die Vermisstenakten der letzten Jahre. Tatsächlich gelten zwei Frauen seit zehn Jahren als vermisst: die 17-jährige Astrid und die 35-jährige Siri. Ist eine von ihnen einem Verbrechen zum Opfer gefallen und auf Telegrafenholmen vergraben worden? Die Antwort erweist sich als schwierig und führt die Protagonisten in akribische Ermittlungen. Weiterlesen

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Florian Knöppler: Kronsnest

Mit dem Titel „Kronsnest“ legt der Autor seinen ersten Roman vor. Der 1966 geborene Florian Knöppler bringt dabei beste persönliche und fachliche Kompetenzen ein. Mit seiner Familie lebt er auf einem Hof in Schleswig Holstein ganz in der Nähe seiner „Romanbühne“ Kronsnest. Seine berufliche Reputation hat sich Florian Knöppler mit dem Studium von Romanistik, Germanistik und Philosophie in Bonn und Bologna erworben. Der Journalist arbeitete als Redakteur für Zeitungen, Radio- und Fernsehsender. In seinen stets sorgfältig recherchierten Reportagen schrieb er über Menschen mit besonderen Lebenswegen in ihren jeweiligen zeitgeschichtlichen Kontexten. Ihrem Glück ist er auf der Spur immer verbunden mit der Frage, was Glück überhaupt ist und wie man Phasen des Unglücks überwinden kann. Einfühlsam und tiefgründig verleiht Knöppler seinen Protagonisten und Charakteren Kontur. Schnell spürt der Lesende, dass dem Autor Menschenwürde und respektvoller Umgang mit der Natur am Herzen liegen. Er erfüllt damit wichtige Vorraussetzungen, um seine Geschichte authentisch erzählen zu können. Eine Geschichte, die nach Antworten auf die Frage was uns Menschen glücklich macht sucht. Weiterlesen

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Gallert & Reiter: Todestreue

Nun liegt der dritte Band des  Autorenduos Gallert/Reiter und ihrem Protagonisten, dem Polizeiseelsorger Martin Bauer vor. Die Autoren habe „ihre“ Nische im Krimigenre gefunden. Ein ermittelnder Polizeiseelsorger ist ja auch ein Alleinstellungsmerkmal. Drei Fälle in drei Jahren darf man mit Fug und Recht eine intensive Schaffensphase nennen. Der Erfolg wird die Autoren beflügelt haben.

Das Autorenduo bringt viele verschiedene Kompetenzen ein: Peter Gallert kam 1962 in Bonn zur Welt. Sein Germanistikstudium brach er ab, jobbte stattdessen unter anderem als Bauarbeiter oder Nachtportier und spielte Theater. Er schrieb für die Jerry-Cotton-Reihe und verfasste viele Drehbücher für Fernsehserien. Jörg Reiter ist 1952 in Düsseldorf geboren. Er studierte Ethnologie und Malaiologie, aber auch Film- und Fernsehwissenschaften. Heimisch ist er in allen Fachgebieten: Er absolvierte Feldforschungen und promovierte als Ethnologe, arbeitet aber auch seit zwei Jahrzehnten als Drehbuchautor. Als Autorenduo schreiben die beiden zusammen Kriminalromane. Nach Kurzgeschichten verfassten sie 2016 mit „Kopfjagd“ ihren ersten Roman.

Mit der Figur des Martin Bauer hat das Autorenduo einen spannungsreichen Protagonisten geschaffen, der viel Entwicklungspotential in sich birgt. Hierzu gehört, dass sich Bauer eine Auszeit nimmt und sein Recht auf Elternzeit in Anspruch nimmt. Weiterlesen

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Greta Henning: Halligmord

Mit „Halligmord“ taucht ein neuer Krimi mit lokalen Bezügen in den Lesesommer 2020 ein. Die unter Pseudonym schreibende Autorin Greta Henning (mehr ist über sie nicht bekannt) kreiert mit ihrer Ermittlerin Minke van Hoorn eine Polizistin, die zu ihren Wurzeln zurück kehrt. Die junge Kommissarin tritt ihren Arbeitsplatz in zweiter Generation an. Ihr eigener Vater gehörte zu ihren Vorgängern. Es ist klar, dass sich Minke van Hoorn darum bemühen muss, als Vertreterin der Ordnungsorgane ernst genommen zu werden.

Greta Henning startet also eine Reihe, die für Nordfrieslandfans eine durchaus eine interessante Lektüre werden könnte, zumal sie Urlaubsassoziationen weckt. Ihre Geschichte spielt an der Küste und auf den Halligen. Hier wird sie schnell durch einen rätselhaften Knochenfund herausgefordert. Welche menschlichen Knochen wurden da auf Nekpen vom Sturm frei gespült?

Minke kann auf familiäre Hilfe zurückgreifen. Ihr Bruder ist Gerichtsmediziner und kann feststellen, dass das Skelett schon jahrzehntelang dort im Halligboden gelegen haben muss. Auch die Identität der Leiche lässt sich noch relativ schnell ermitteln. Ein Halligarzt, der durch einen tragischen Unfall ums Leben kam. Doch die alte Frage steht im Raum: Wirklich ein Unfall oder doch Mord? Die ungeklärte Todesursache damals schließt Mord zumindest nicht aus. Weiterlesen

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Tilman Spreckelsen: Die Nordseefalle

Es ist der vierte Band der Theodor-Storm-Krimi-Reihe, die Tilman Spreckelsen im Juni 2020 vorlegt. Und um es gleich vorwegzunehmen: Erneut gelingt es dem Autor  einen Krimi zu schreiben, der durch angemessene und geschickt aufgenommene Details einen Bezug zu den historischen Begebenheiten in Nordfriesland herstellt.

Die Verknüpfung von Fiktion und wahrer Geschichte gelingt, weil sich der Autor einer präzisen Sprache bedienen kann, dank deren Ausdruckskraft der Leser mit dem Protagonisten mitfiebern kann.

Spreckelsen wurde 1967 in Kronberg im Taunus geboren. Er arbeitet als Redakteur bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Tilman Spreckelsen hat bereits mehrere Anthologien mit Gedichten und Geschichten veröffentlicht. Sein erster Storm Krimi, „Das Nordseegrab“ erschien 2015 im Fischer Verlag. Offensichtlich hat er sein persönliches Krimigenre gefunden. Auch darum weil der Leser spürt, dass Tilman Spreckelsen weiß, worüber er schreibt. Seine Beschreibungen Husums und Nordfrieslands im Jahr 1844 wirken authentisch. Gekonnt nimmt er den Lesenden mit in diese Zeit. Dabei gibt der Autor Einblick in die Legenden, Lebensgewohnheiten und Denkstrukturen dieser Küstenlandschaft. Der studierte Germanist und Historiker legt  wert darauf, seiner Leserschaft die  „graue Stadt am Meer“ einladend zu beschreiben. Dabei helfen ihm seine Protagonisten der Anwalt Theodor Storm und sein Schreiber Peter Söt, aus dessen Sicht der Plot geschrieben ist. Weiterlesen

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Jean-Luc Bannalec: Bretonische Spezialitäten

Nun hat er sich selbst geoutet: Jean-Luc Bannalec ist Jörg Bong. Die Gerüchteküche um die wahre Identität des Autors hat ein Ende. Zweifellos zu Gunsten der realen bretonischen Küche, die den Autor von Anfang an inspirierte, seinen Protagonisten, Kommissar Dupin, als Gourmet zu entwickeln. Diesen roten Faden der Krimireihe hat der Autor nun weiterentwickelt und einem neuen Höhepunkt zugeführt.

Dupin muss seine Südbretagne verlassen. Freiwillig hätte er dies nicht getan. Aber ein Polizeiseminar in Saint Malo zwingt ihn dazu. Natürlich ist Dupin nicht begeistert, zumal er von seiner Assistentin Nolwenn gewarnt wird. Die Menschen dort seien sehr speziell. Dupin bleibt sich selbst treu und erkundet die kulinarischen Köstlichkeiten in einer Markthalle der Stadt. Bannalec-Leser wissen, dass das Seminar, bei dem es um die bessere Zusammenarbeit zwischen den bretonischen Départements geht, von dem Kommissar so weit wie möglich ignoriert wird.

Doch der nächste Mord lässt nicht lange auf sich warten. In besagter Markthalle platzt er Mitten in eine Käseverkostung Dupins hinein. Quasi vor den Augen des Kommissars wird eine bekannte Küchenchefin umgebracht. Die Täterin wird erkannt und schnell gefasst. Sie ist die Schwester des Opfers und ebenfalls eine bekannte Größe der Kulinarischen Szene Saint Malos. Dupin wird auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Der Ermittler, der bisher sein Einzelgängerdasein lediglich mit seinem kleinen Team teilen musste, wird nun Teil eine dreiköpfigen Ermittlergruppe, die engmaschig mehreren Präfekten berichten muss. Weiterlesen

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Mick Schulz: MS Mord – Tödliches Nordlicht

Da hat ein Autor seine neue „Nische“ im Genre Kriminalroman gefunden. Der 1959 in Bonn geborene Mick Schulz veröffentlicht seinen zweiten Kreuzfahrt-Krimi. Ermutigt durch den großen Erfolg des ersten (2018 veröffentlichten) Bandes der MS Mord Reihe, nimmt er nun seine Leserinnen und Leser mit auf die legendäre Postschiffroute entlang der norwegischen Küste. Werden die Reisenden mit dem einzigartigen Naturschauspiel der Aurora Borealis, dem flackernd grünen Polarlicht belohnt?

Der Autor kennt den Weg! Dies spürt der Leser recht schnell. Der Autor weiß, wovon er schreibt. Er ist schon auf den Postschiffen der Hurtigruten gefahren. Er kennt die Häfen, Städte und Routen. Und noch etwas ist zu spüren, wenn man Mick Schulz ließt. Der Autor ist ein echtes Multitalent: Er liebt die Literatur, er kennt sich aus in der Philosophie und er ist musikalisch begabt. Darum studiert er Musik und erlernt das Dirigat am »Mozarteum« in Salzburg. Schulz geht an die Oper, ohne jedoch seine literarische Ader zu vernachlässigen. So ist es nur eine Frage der Zeit, dass er das Schreiben als neue Passion für sich entdeckt. Er verfasst Kurzgeschichten, Erzählungen und Romane. Im Harz schlägt er neue Wurzel. Ob der Autor auch im Krimi-Genre weitere Wurzel treibt, wird auch die Lektüre von „MS-Mord – tödliches Nordlicht“ zeigen. Weiterlesen

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