T.C. Boyle: Hart auf Hart

hartViele Kritiker meinen, die heutigen Bücher von T. Coraghessan Boyle haben nicht mehr soviel Pep, Spannung und Esprit wie seine früheren Werke – etwa „Wassermusik“ (1982). Dem Amerikaner sei seine bei den Lesern so beliebte Fabulierlust abhanden gekommen.

Der neueste Roman des 1948 geborenen Kultautors jedoch – „Hart auf Hart“ heißt er – scheint diesen Trend zu stoppen. Das Buch ist spannend, psychologisch glaubwürdig und bevölkert mit allerlei skurrilen Figuren.

Boyle nimmt sich diesmal der Ausgestoßenen, dem sozialen Bodensatz der amerikanischen Gesellschaft an. Da ist zum Beispiel Sara, die sich und ihren Hund mit bockigem Verhalten allen Vertretern des kalifornischen Staates gegenüber immer wieder gänzlich unnötig in ernste Schwierigkeiten bringt. So weigert sie sich bei Verkehrskontrollen hartnäckig, ihre Papiere zu zeigen – mit dem Ergebnis, dass sie mehrfach in Untersuchungshaft muss und ihr Hund ins Tierheim. Natürlich sieht sie die Schuld dafür nicht bei sich, sondern bei der Staatsgewalt, die sie rundheraus ablehnt. Sie habe „keinen Vertrag mit ihr“, sagt sie immer wieder.

Dann lernt sie Adam kennen, der von klein auf eine psychische Störung hat. Er wittert überall Feinde oder gar Aliens und setzt sich gegen sie zur Wehr – am Ende sogar mit Waffengewalt.
Ein wichtige Rolle spielt auch Adams Vater Sten, ein ehemaliger Schuldirektor und Vietnam-Veteran, mit ganz eigenen Problemen.

T.C. Boyle gelingt es hervorragend, sich in diese Außenseiter und ihre absurden Gedankenwelten hineinzuversetzen.

Über dem gesamten Geschehen liegt eine bedrohliche Grundstimmung. Man meint ständig, gleich explodiert das Pulverfass. Das sorgt für Spannung, sodass sich „Hart auf Hart“ immer mehr zum Pageturner mit Thriller-Elementen entwickelt.

T.C. Boyle: Hart auf Hart.
Hanser, Februar 2015.
400 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,90 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.

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