Szilárd Rubin: Der Eisengel

eisenEine junge Frau hat in den Jahren 1953 und 54 im ungarischen Städtchen Törökszentmiklós fünf Kinder ermordert. Das Foto der Mörderin fasziniert den Schriftsteller Szilárd Rubin zehn Jahre später so sehr, dass er beschließt, dem ungewöhnlichen Fall nachzugehen.

Im Stile von Truman Capotes berühmtem Werk „Kaltblütig“ ist dabei ein Tatsachenroman herausgekommen, dem erst ein Erbe des Autors den letzten Schliff verpasst hat. Rubin selbst, geboren 1927, ist 2010 vor der Vollendung gestorben.

Mehrere Jahrzehnte hat er zuvor an dem Fall recherchiert – ein Vorhaben, das sich sowohl im Kommunismus als auch danach als überaus schwierig erwies. Die zuständigen Behörden weigerten sich, Rubin Akteneinsicht zu gewähren. So ist noch immer ungeklärt, welche Rolle die in der Nähe des Tatorts stationierten sowjetischen Soldaten gespielt haben.

War die junge Frau – Piroska Jancsó hieß sie – möglicherweise „nur“ Gehilfin? Auch Rubin konnte diese Frage letztlich nicht beantworten.

Die Leser begleiten den Autor auf seiner Tour durch Törökszentmiklós auf der Suche nach Menschen, die möglicherweise Auskunft über den spektakulären Kriminalfall von einst geben können. Er trifft Zeugen, die Mutter der Mörderin, ihre früheren Bekannten sowie die Eltern der Opfer. Auch der ehemaligen Leiterin des Gefängnisses, in dem Piroska Janocsó die letzten Stunden vor ihrer Hinrichtung verbracht hat, stattet Rubin einen Besuch ab. Wie Capote mixt er dabei Tatsachen und Fiktionen.

Der Roman krankt naturgemäß etwas daran, dass ihm jede Spannung fehlt, weil schon vorher klar ist, wie er ausgeht.

Dennoch dürften Leser mit einem grundsätzlichen Interesse an alten – vor allem echten – Kriminalfällen dieses Buch interessant finden. Allerdings sollten sie vor gelegentlichen unappetitlichen Details nicht zurückschrecken.

Szilárd Rubin: Der Eisengel.
Rowohlt, Oktober 2014.
224 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,95 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.

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