Suzanne Young: Du. Wirst. Vergessen

duIn einer nicht allzu fernen Zukunft grassiert eine Selbstmordepidemie unter Jugendlichen. Scheinbar aus heiterem Himmel bringt sich eine Vielzahl von Ihnen um, bis das Programm aufgelegt wird. Niemand weiß so wirklich, was dahintersteckt, aber für die Eltern von Teenagern scheint es eine unglaubliche Erleichterung zu bedeuten. Sobald sie ihr Kind als „gefärdet“ melden, wird es abgeholt und kommt nach einigen Wochen zurück. Ohne Erinnerung, ohne Emotionen, ohne Selbstmordgefahr. Für die Teenager – gerade für die nicht-betroffenen – bedeutet das Programm jedoch keinerlei Erleichterung. Im Gegenteil. In der Zeit hochschießender Hormone, der Zeit des unmittelbaren Wechsels zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt sehen sie sich gezwungen, jede Emotion zu unterdrücken, um ja nicht im Programm zu landen.

Denn sie haben kein Interesse daran, ihr Leben zu vergessen. Sie wollen ihre Jugend und ihre Emotionen auskosten und ihr Leben nicht verlieren, indem sie vergessen, was sie ausmacht. So geht es auch Sloane. Obwohl ihr Bruder sich umgebracht hat, ist sie entschlossen, niemals ins Programm zu geraten. Ihr einziger Halt im Leben ist ihr Freund James. Bei ihm muss sie keine Angst haben, bei ihm braucht sie sich nicht zu verstellen. Bis auch er anfängt sich zu verändern.

Insgesamt konnte mich der Roman nicht überzeugen. Die Beschreibung von Sloanes Erlebnissen im Programm erschien mir verwirrend und das Ende fand ich völlig unbefriedigend. Auch die simple Erklärung für die vielen Selbstmorde „Es ist eine Epidemie, es ist eine ansteckende Krankheit“ fand ich wenig überzeugend. Gut hingegen fand ich den Gedanken, Menschen ausgerechnet in der Phase ihrer Identitätsfindung in die Gefahr des Vergessens zu bringen. Der Teil ist jedoch nur wenig ausgearbeitet. Sloane bleibt auf ein diffuses „Ich will das nicht“ beschränkt.

Fazit: Zu dem Thema „Neues Leben nach vollständigen Vergessen“ hat es schon überzeugendere Jugendromane gegeben.

Suzanne Young: Du. Wirst. Vergessen.
Blanvalet, August 2013.
448 Seiten, Taschenbuch, 14,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.

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