Stephan M. Rother: Die Königschroniken 02: Ein Reif von Bronze

Im Kaiserreich der Esche, einem fiktiven Land, stehen Veränderungen an. Nicht nur der nordische Stammesfürst Morwa schwindet dahin, so dass ein Machtkampf unter seinen Nachfolgern entbrennt. Auch in der Hauptstadt des Landes stehen die Zeichen auf Sturm. Der heilige Baum beginnt zu welken und droht, das Land in Dunkelheit zu hüllen. Die Menschen spüren, dass sie eine mächtige Persönlichkeit brauchen, um aus der Not herausgeführt zu werden. In diesem Fall nur am Rande Andeutungen zur Handlung, denn jegliche Beschreibung der Handlung führt dazu, Geschehnisse aus dem ersten Teil vorwegzunehmen.

Denn am Ende vom ersten Band „Ein Reif aus Eisen“ endet die Handlung in einem großen Tumult und einem Anschlag auf den Stammesführer Morwa. Der neue Band von Stephan M. Rother fungiert als Mittelstück in der Romanreihe und befasst sich im Wesentlichen mit den Ereignissen wenige Stunden nach dem Anschlag auf Morwa. Es ist von hoher Bedeutung, den ersten Band zu kennen, einfach nur den vorliegenden Titel zu lesen, empfiehlt sich auf keinen Fall. Die Ereignisse des Vorgängers werden zwar knapp aufgegriffen, aber die Magie der Welt, die Rother im ersten Band entwickelt hat, wird damit kaum deutlich und die Komplexität der Ereignisse kann kaum erfasst werden. Insgesamt finde ich, dass in „Ein Reif aus Bronze“ überraschend wenig passiert. Der Titel ist wirklich nur ein Bindeglied zum nächsten Band. Das schmälert den Eindruck nicht, nur von der allgemeinen Handlung war ich etwas enttäuscht. Das große Talent des Autors bleibt davon unbeeindruckt.

Die Geschichte wird nahezu nahtlos fortgeführt nur wenige Momente nach dem Anschlag auf Morwa. Wieder wechselt der Autor zwischen verschiedenen Figuren im Geschehen. Man weiß immer klar und deutlich, wem man gerade über die Schulter blickt. Welches Spiel diese Figur allerdings treibt, mit wem sie sympathisiert, wem sie Schaden zufügen möchte oder nicht – das ist nicht immer so klar. Dadurch wird trotz der etwas dünnen Handlung Spannung aufgebaut und man folgt den Figuren gerne. Der zweite Band befasst sich bei den meisten Figuren mehr mit ihrer Entwicklung als mit der ihrer Umwelt. Sölva, Bjorne und Leyken müssen Position beziehen, verstehen, was um sie herum passiert und wer mögliche Verbündete sein könnten. Besonders gut gelungen sind dabei alle Frauenfiguren, die zunehmend Schlüsselpositionen einnehmen.

Sölva und Leyken erkennen zunehmend, dass es in der Welt, die sie umgibt, weit mehr Magie gibt, als sie bisher dachten. Sölva merkt dies besonders im Zusammenhang mit der Fremden, die neuerdings an der Seite ihres Vaters lebt und kein Wort mit den Stammesmitgliedern wechselt. Zu Sölva hat sie aber ein besonderes Verhältnis und die beiden Frauen scheinen sich ohne Worte zu verstehen. Es gelingt Stephan M. Rother eine ganz besondere Atmosphäre herzustellen, die Magie seiner Welt wird fast greifbar. Über allem schwebt zudem eine Prophezeiung, dass einem Menschen, der keinen Vater hat und von keiner Mutter geboren wurde, eine besondere Rolle zuteilwerden soll. Ebendiesen Menschen scheint man im ersten Band gefunden zu haben und verfolgt ihn in Teilen von „Ein Reif aus Bronze weiter“.

Auch wenn dieser Band nicht überragend viel Handlung vorzuweisen hat, entwickeln sich die Figuren dennoch und dem Autor gelingt es, eine fantasie- und magievolle Atmosphäre herzustellen.

Stephan M. Rother: Die Königschroniken 02: Ein Reif von Bronze.
Rowohlt, März 2018.
352 Seiten, Taschenbuch, 14,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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