Sebastien De Castell: Shadowblack 02: Karten des Schicksals

Vor vier Monaten war das Leben noch in Ordnung. Kellen wuchs behütet in seinem Dorf auf, wurde zwar von den Gleichaltrigen getriezt, verprügelt und verzweifelte an seiner Unfähigkeit, eine der sechs magischen Kräfte in sich zu wecken, aber hatte zumindest eine Heimat. Dass sein Volk die mächtigsten Magier der Welt stellt, dass ein Jeder mindestens eines der bei der Geburt in die Haut tätowierten Gaben aktiviert erweist sich für unseren Sechzehnjährigen als Nemesis. Er kann partout seine Gaben nicht wecken, legt sich zudem mit den mächtigsten Familien seines Stammes an – und überlebt nur durch die Hilfe einer Argosi, einer Abenteurerin und seines Seelengefährten.

Die Verbannung und Ächtung – immerhin ist eine Belohnung auf seinen Tod ausgeschrieben – führt dazu, dass sie die menschenleere Wüste durchqueren. Erwähnte ich bereits den magischen Steckbrief der jedem Hasardeur Gold verspricht, wenn er nur Kellen vom Leben in den Tod befördert? Während des Kampfes gegen zwei Kopfgeldjäger, die sich nur zu gerne das Preisgeld auf seine Leiche verdienen würden, lernt er eine junge Frau kennen, die von dem Fluch des Schwarzschattens, einer magischen Seuche, heimgesucht wird. Auf der Suche nach Heilung für diese und weitere Infizierte muss unser Trio nicht nur einen finsteren Magier finden und bezwingen, mit Geistern flüstern, sondern auch lernen, wie man ein leibhaftiges Krokodil besiegt …

Sebastien de Castell weiß ziemlich genau, was er schreibt und wie er seinen Anhängern ein paar spannende Lesestunden verschafft. Als Grundlage nimmt er eine archaische Welt, füllt diese mit jeder Menge Geheimnisse, Intrigen, einer ganz eigenen, neuen Magie und offeriert uns einen etwas vertrottelt daherkommenden Helden. Gut, dass es da die intelligente Baumkatze, die sich als Kleptomanin erweist und die Agosi mit ihren magischen Kartenspiel gibt, die ihn unterstützen.

Zunächst versinkt unser Hauptdarsteller in Selbstmitleid. Die Verbannung, der Verlust der Möchtegern-Freundin und seiner Familie setzen ihm schwer zu. Auch, dass er unfähig ist, sich selbst wirksam zu schützen trägt nicht eben zu seinem Selbstvertrauen bei. Da kommt die Gleichaltrige, die offensichtlich noch schlechter als er dran ist, gerade recht. So nach und nach lernt er und mit ihm natürlich der Leser ein paar Geheimnisse der Seven Sands Wüste kennen, erfahren wir mehr über die Argosi Frauen, die als Abenteurerinnen und Spieler das Land bereisen und die politische Aufteilung der Welt. Dazu gibt es jede Menge Geheimnisse, interessant gezeichnete Figuren und Verwicklungen am laufenden Band. Der beigemengte Humor, ein tollpatschiger Held, der eigentlich immer nur das Richtige machen will, der interessante Handlungsort und jede Menge Abenteuer machen die Lektüre zum Selbstläufer.

Nun könnte man dem Plot vorwerfen ein wenig zu vorhersehbar zu sein, den Figuren zu sehr dem Gewohnten zu entsprechen, doch die Mischung stimmt und macht uns neugierig darauf, wie es unserem Protagonisten weiter ergehen wird. Hoffen wir, dass der Leserzuspruch die Fortführung der im Original sechs-bändigen Reihe ermöglicht.

Sebastien De Castell: Shadowblack 02: Karten des Schicksals.
dtv, Oktober 2020.
368 Seiten, Gebundene Ausgabe, 16,95 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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