Safia Monney: Ich traf Gott und Sie heißt Miranda

Maike Sander ist eine anerkannte Wissenschaftlerin in der Genforschung. Trotzdem hat sie gerade keine gute Zeit, denn ihr Forschungsauftrag läuft aus und scheitert nicht nur am fehlenden Geld, sondern auch an Ergebnissen. Könnte sie die Uhr zurückdrehen, hätte sie nie für ihren Kollegen und Liebhaber Matthias recherchiert. Sie hätte die Zeit für ihre eigene Forschung genutzt.

Kurz vor Weihnachten erfährt sie von Matthias Veröffentlichung in einer renommierten Fachzeitschrift. Die Publikation über seinen Erfolg hat nur einen Schönheitsfehler. Maikes Name fehlt in seinem Artikel. Während er sich erneut Forschungsgelder sichert, geht Maike leer aus.

Am gleichen Tag ist sie zu einer Taufe eingeladen, wo sie unter anderem Mirandas Weg kreuzt. Die selbstbewusste Frau, der Konventionen völlig egal sind, beginnt sofort Maikes Leben umzukrempeln. Miranda nimmt sich auch sonst jede Freiheit, denn sie ist Gott höchst persönlich. Und Gott hat für Maike einen heiklen Auftrag.

In ihrem dritten Roman thematisiert die Schriftstellerin und Drehbuchautorin Safia Monney die Facetten der Weiblichkeit, in dem sie mit Klischees spielt und dies auf die Spitze treibt. Wie der Titel es schon verrät, nimmt die Autorin auch christliche Vorstellungen auseinander. Das Rollenbild zwischen Mann und Frau überträgt sie auch auf Gott und den Teufel, der gerade unter Liebeskummer und Eifersucht leidet. Auch Petrus und die Erzengel dürfen im heiligen Reigen nicht fehlen. Sie kämpfen für Mirandas Ziele, auch wenn sie als Männer nicht immer ihre Meinung teilen. Die Geschichte über die besondere Frauenfreundschaft stellt die Frage, inwieweit Feminismus und Kinderwunsch zusammenpassen. Konnte sie in der Vergangenheit nur mit der geeigneten Partnerwahl beantwortet werden, wird Maikes Forschungsgebiet zu einer moralischen Auseinandersetzung. Darf sie in ihrem Labor Gott spielen?

Hierzu hat Miranda einen tiefgreifenden Plan, um die ständigen Probleme mit Männern zu beenden. Die immerwährende Unterdrückung und Ausbeutung der Frau durch den Mann haben Miranda wütend gemacht. Vielleicht kann sie mit Maikes Hilfe zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Sie muss nur die Wissenschaftlerin überzeugen. Wie ihr berühmter Gegenspieler lockt sie mit dem Versprechen: „Ich werde dir nicht bloß zuhören, Maike, ich werde dich auch weiterbringen.“ (S. 49)

Für jemanden, der gerade ausgebootet wurde, ist dies ein verlockendes Angebot. Guter Wille und Wirkung zeigen, dass die Grenzen zwischen Gut und Böse nicht immer eindeutig sind. Die Autorin schenkt eine bunte Mischung aus Spannung, Unterhaltung und Komik, bei der Maikes Flucht aus dem Motel Mephisto noch eine Weile in Erinnerung bleibt. Gern mehr davon.

Safia Monney: Ich traf Gott und Sie heißt Miranda.
Rowohlt, April 2021.
416 Seiten, Taschenbuch, 10,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.

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