Sabine Wassermann: Die Wikingersklavin

haiHaithabu, Hafenstadt in Dänemark, im Jahr 1066. Hierhin, in ein Hurenhaus, hat es die junge Sophia verschlagen. Friesen überfielen ihr Dorf bei Bremen, erschlugen ihren Vater und verschleppten sie. Der Wikinger Askell kauft sie der Hurenwirtin ab. Als seine Sklavin soll Sophia sein Bett wärmen. Durch einen Zufall gerät auch der Mönch Aidan in Askells Besitz.
In Norwegen jedoch läuft nicht alles nach Askells Plan, und bis er mit seinen Sklaven Unterschlupf im Dorf Grimkjelldorf findet, müssen sie um ihr Überleben kämpfen.
Sophia will sich nicht mit dem Verlust ihrer Heimat und ihres sicheren Lebens abfinden. In Askell sieht sie nur einen Feind, in seinem rauen Heimatland ebenso. Es irritiert sie, wie Aidan statt zu klagen jede Erniedrigung, jede Widrigkeit strahlend auf sich nimmt und sich freut, wie Gott der Herr ihn prüft.

In Grimkjelldorf lernt Sophia das Leben einer Wikinger-Dorfgemeinschaft kennen, seine Machtgefüge, die Hierarchien – von der untersten Stufe aus. Stumm erträgt sie die Annäherungsversuche Askells, kann und will sich nicht öffnen. Erst als das Schicksal erneut zuschlägt und ihr das Wenige, das sie hat, wegnimmt, wird sie sich bewusst, was sie verloren hat. Sklavin aber bleibt sie und wieder verfügen andere über sie.
Zurück in Bisund, Askells Heimat, glaubt sie, nur noch Dunkelheit und Kälte in ihrem Leben zu haben. Sie kann nicht ahnen, dass Aidan mit seinem unerschütterlichen Glauben Recht hat und dass Licht und Wärme nicht fern sind.

Sabine Wassermann hat sich mit ihrem grandios erzählten Roman von den ausgetretenen, oft benutzen Pfaden des Genres in raue, wenig bekannte Gefilde begeben, das Norwegen zur Zeit der alles erobernden Wikinger. Mit Sophias Augen lernen wir dieses unwirtliche, kalt und abweisend wirkende Land kennen. Aus ihrem behüteten Dasein gerissen und so tief gestoßen, dass sie tiefer nicht mehr fallen kann, muss sie sich entscheiden – aufgeben oder kämpfen, ihr Schicksal annehmen und das Beste daraus machen.
Der Leser folgt ihr auf diesem Weg und lernt Land, Zeit und Gepflogenheiten kennen, als wäre er selbst dort gewesen. Fast meint man, den kalten Wind, die Seeluft zu riechen und zu spüren, so anschaulich beschreibt die Autorin die Schauplätze. Sie liefert interessante Einblicke in das damalige Leben, ohne den Text mit Details zu überfrachten, eine profunde Recherche und Kenntnis der Materie sorgen für Authentizität.

Rau und uneben wie die Landschaft verläuft auch die Liebesgeschichte und es ist ein langer steiniger Weg, bis aus Misstrauen und Hass schließlich Nähe und Vertrautheit entstehen können. Zuvor müssen Sünden der Vergangenheit gesühnt und Missverständnisse ausgeräumt werden.
Ein herrlicher Roman für lange Winterabende.

Sabine Wassermann: Die Wikingersklavin.
Bookspot, November 2013.
322 Seiten, Gebundene Ausgabe, 17,95 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Susanne Ruitenberg.

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