Romain Puértolas: Die unglaubliche Reise des Fakirs, der in einem Ikea-Schrank feststeckte

roUm sich ein pumarote Nagelbett mit 15000 rostfreien Nägeln zu kaufen, reist der indische Fakir Ayarajmushee nach Paris. Er reist mit leichtem Gepäck, neben seinem Ausweis führt er nur eine trickreiche 100-Euro-Note mit sich, die sich mittels eines Nylonfadens wieder aus dem Geldbeutel des Bezahlten herausziehen lässt. Alles läuft gut, das Nagelbett kann bis zum nächsten Morgen geliefert werden. Um Geld für eine Übernachtung zu sparen, beschließt Ayarajmushee, bei IKEA zu übernachten und versteckt sich in einem Schrank. Aber genau dieser Schrank wird am Abend abtransportiert in ein englisches Möbelhaus. Mit brisantem Inhalt: einem Trickbetrüger mit Turban.

In seinem Heimatland Frankreich schlug Romain Puértolas‘ Buch ein wie eine Bombe. Es wurde Bestseller und für den Prix Renaudot nominiert. Nun wird es in aller Länder Sprachen übersetzt, unter anderem auch ins Deutsche. Der Roman beginnt mit einer skurril-witzig anmutenden Ausgangssituation im schwedischen Möbelriesen. Der wird treffend echt beschrieben und führt in der Romanversion ein Nagelbett, das, je mehr Nägel es enthält, umso billiger wird. Da IKEA kein Möbelhaus in Indien führt, muss Ayarajmushee nach Europa kommen. Warum es genau Paris sein musste, bleibt unklar und wohl der Herkunft des Autors geschuldet. Es bleibt allerdings nicht bei Paris, auf seiner irrwitzigen Reise verschlägt es Ayarajmushee bis nach Lybien.

Was ziemlich lustig anfängt, entwickelt sich dann allerdings teilweise ins Lächerliche, manchmal sogar Geschmacklose, da es sich doch sehr auf Vorurteile beschränkt. Ayarajmushee kennt Vieles nur vom Hörensagen und verlässt sich auf diese Vormeinungen, ohne hinter die Kulissen zu schauen. Das ist teilweise sehr schade. Auch wenig förderlich für die Spannung und den Witz schien mir im weiteren Verlauf der Einschub eines „Romans“, den Ayarajmushee zu schreiben beginnt. Der wirkt wie eine Art Lückenfüller, um noch schnell ein paar Seiten mehr zu füllen. Er hängt zwar thematisch mit dem Geschehen zusammen, wirkt aber völlig losgelöst.

Oberflächlich betrachtet, kann man bei diesem Buch vor allem zu Beginn viel lachen. Im späteren Verlauf stellt sich aber selbst das ein! Zurück bleibt ein Hype um ein Buch, das gar nicht so besonders ist. Puértolas schreibt weder gut, noch lebendig. Die zweite Hälfte des Romans scheint gar lieblos zusammenschustert und mit besagten „Romanfetzen“ versehen. Es gelingt dem Autor nicht, die von ihm zusammengetragenen Vorurteile zu entmachten. Sie bleiben als gegeben stehen.

Am Anfang ganz netter Roman, der dann allerdings deutlich hinter seinen Erwartungen zurückbleibt.

Romain Puértolas: Die unglaubliche Reise des Fakirs, der in einem Ikea-Schrank feststeckte.
Fischer, April 2014.
304 Seiten, Gebundene Ausgabe, 16,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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