Robert Galbraith: Der Seidenspinner

galJoanne K. Rowling hält es mit den Bänden ihrer Krimireihe, die sie unter dem Pseudonym Robert Galbraith schreibt, so, wie mit den „Harry Potter“-Bänden: Sie werden jedes Mal ein bisschen dicker. Aber das tut dem Buch nicht unbedingt gut.
Jetzt ist „Der Seidenspinner“, der zweite Fall von Privatdetektiv Cormoran Strike, erschienen. Es ist ein Buch für die Potter-Fans, die vor 14 Jahren, als das erste Abenteuer des Zauberlehrlings erschien, Kinder und Jugendliche waren und als Erwachsene nun die Bücher vermissen. Genauso fantasievoll wie bei Potter ist Rowlings Sprache, genauso erzählmächtig ist dieser Krimi. Nur etwas langatmig. Wenn der Roman halb so lang wäre, könnte Thriller-Atmosphäre aufkommen.
Denn die gibt die Geschichte eigentlich her: Ein Autor wird auf bestialische Weise ermordet und ausgeschlachtet. Und zwar genau so, wie er es in seinem noch nicht veröffentlichten Roman „Der Seidenspinner“ beschreibt. Als Mörder kommen all die in Frage, die das Manuskript gelesen haben, denn dieser Owen Quine hat in dem Roman scharfzüngige Porträts von vielen Menschen aus seiner Umgebung gezeichnet.
Rowling schreibt also ein Buch aus dem Literaturbetrieb, der ihr bestens vertraut ist. Und ihr kommt es mehr als auf die Handlung und die Spannung auf die Figuren an: den Verleger, Quines Schriftsteller-Konkurrenten, seine Agentin, den Lektor, die Geliebte es Autors und die betrogene Ehefrau.
Tatmotive und Psychogramme der Figuren arbeitet Rowling scharf heraus, aber die Spannung bleibt dabei auf der Strecke. Am Schluss nimmt der Krimi etwas mehr Fahrt auf; Potter-Fans wird das Buch gefallen, Krimifans werden sich zwischendurch viel langweilen.

Robert Galbraith: Der Seidenspinner.
Blanvalet, November 2014.
672 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Julia Gaß.

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