Robert Galbraith: Das tiefschwarze Herz

1360 Seiten, um einen Mord aufzuklären, sind definitiv zu viel. So leid es mir tut und so sehr ich diese Reihe um den einbeinigen Detektiv der unter diesem Pseudonym schreibenden Joanne K. Rowling schätze, diesmal ist es wirklich einfach zu viel, zu lang, zu voll gepackt.

Cormoran Strike und Robin Ellacott, die beiden bilden das Team, welches nun schon im sechsten Band ganz besondere und ganz besonders verzwickte Mordfälle aufklärt. Dieses Paar, das sich liebt, es aber keinesfalls zugeben möchte und daher ständig umeinanderkreist, bekommt es diesmal mit dem Mord an einer jungen Frau zu tun, die eine Kult-Animationsserie entwickelt hat. Edie wurde zuvor auf das Schlimmste von einem Fan terrorisiert, der sich Anomie nennt und von der Polizei des Mordes verdächtigt wird.

Doch niemand scheint zu wissen, wer Anomie ist, und so machen sich Cormoran und Robin daran, genau das herauszufinden. Parallel hat ihre Detektei noch weitere Fälle zu bearbeiten, darunter einen, der sich durch das erneute Auftauchen von Cormorans Exfreundin Charlotte ergibt. Das führt wiederum zu Spannungen zwischen Cormoran und Robin, die alles nur Erdenkliche tun, um dem jeweils andren die eigenen Gefühle zu verbergen.

Vor allem die beiden letztgenannten Handlungsstränge ziehen sich mittlerweile durch fast alle Bände. So langsam scheinen sie auserzählt, wird die Geschichte in diesen Dingen unnötig ausgewalzt, steht der Plot hier seit langen auf der Stelle.

Der Hauptstrang der Handlung ist jedoch wieder hochspannend. Neben den beiden Perspektiven von Cormoran und Robin, die bis zur Erschöpfung arbeiten, um alle ihre Fälle zu lösen, folgen wir auch immer wieder den Chats zwischen den Fans der Animationsserie. Diese Leute spielen ein Spiel, das Anomie und ein weiterer Fan entwickelt haben und das auf der Serie basiert. Diese Chats zu lesen ist zwar einerseits durchaus spannend und die darin verborgenen Informationen immer gut versteckt. Aber auch hier wäre weniger mehr gewesen, schießt das Ganze irgendwann über das Ziel hinaus.

Auch der Verdächtigen gibt es viele, die alle verfolgt und beschattet werden müssen. Dies alles wird in akribischer Manie beschrieben, dazwischen immer wieder seitenlange Verhöre und Gespräche mit Zeugen und Verdächtigen. Wie eingangs schon gesagt, man hätte diese Geschichte gut auch auf der Hälfte der Seiten erzählen können.

Dass zwischen den Zeilen dieses Romans auch die Themen Cybermobbing, Ausgrenzung, Kindesmisshandlung und noch viele mehr angesprochen oder angedeutet werden, macht die Sache nicht besser, denn auch hier wirkt der Roman dadurch eher überladen. Das alles schadet der Spannung.

Natürlich ist es trotz allem ein fesselnder und hochkomplexer Kriminalroman, den jeder Fan von Cormoran Strike gelesen haben muss. Doch an die hohe Güte des letzten, des fünften Bandes reicht  dieser nicht heran.

Robert Galbraith: Das tiefschwarze Herz.
Aus dem Englischen übersetzt von Wulf Bergner, Christoph Göhler &Kristof Kurz.
Blanvalet, September 2022.
1360 Seiten, Gebundene Ausgabe, 26,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.

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