Richard Ford: Frank

frankWie schön: Frank Bascombe ist wieder da! – jener leicht zynische Alltagsheld, der nun schon im vierten Roman des Amerikaners Richard Ford die Hauptfigur gibt.

Schlicht „Frank“ heißt das neue nur 224 Seiten dünne und wieder von Frank Heibert übersetzte Büchlein, in dem Bascombe einige Menschen wiedertrifft, die in seiner Vergangenheit eine Rolle gespielt haben: einen Mann, dem er einst sein Strandhaus verkaufte, das nun aber vom Hurrikan Sandy zerstört worden ist, seine Ex-Frau Ann, die an Parkinson leidend in einem Seniorenheim lebt, und einen alten Freund, der ihm auf dem Sterbebett ein unschönes Geheimnis anvertraut. Und dann gibt‘s noch eine unerwartete Besucherin, die Bascombe eine Horrorgeschichte erzählt …

Doch im Grunde ist es fast egal, wen Frank trifft oder was er erlebt. Das bleibt nur Kulisse für das, was ihm zu diesem und jenem durch den Kopf geht – zum Beispiel über die Verzichtbarkeit von Freundschaften oder über seine Fluchtreflexe im Seniorenheim. Das alles ist gleichermaßen unterhaltsam wie von tiefen Wahrheiten durchzogen – und man hätte rein gar nichts dagegen, wenn es in diesem Sound noch 1000 Seiten weitergehen würde.

Frank Bascombe ist mittlerweile 68 Jahre alt, hat eine Krebs-Erkrankung hinter sich und wird von diversen Zipperlein geplagt. Insgesamt ist „Frank“ ein recht morbider Roman mit vielen Bezügen zum Tod. Die allgegenwärtigen zerstörerischen Folgen des Hurrikans und der eiskalte Winter, in dem das Geschehen spielt, passen genauso in diesen Zusammenhang wie die bekannte von Sandy zerstörte Achterbahn in Seaside Heights in New Jersey auf dem Cover. Man könnte sie hier geradezu als „Achterbahn des Lebens“ deuten.

„Frank“ ist letztlich ein höchst empfehlenswertes Stück Literatur.

Richard Ford: Frank.
Hanser, September 2015.
224 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,90 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.

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