René Freund: Das Vierzehn-Tage Date

Eigentlich wollte ich auf keinen Fall je einen Roman lesen, der Corona thematisiert. Aber eigentlich soll man eigentlich ja nicht sagen und überhaupt soll man eigentlich keine Themen von vornherein ausschließen. Und das war in diesem Fall auch richtig, denn der Roman von René Freund lohnt sich, trotz oder wegen Corona.

David, Lehrer und Musiker, kann nur online gut und locker kommunizieren, sobald er einer Frau leibhaftig gegenübersteht, wird es schwierig. Also sucht er auf Tinder nach einer Freundin und trifft dort auf Corinna. Sie verabreden sich zum ersten Date. Da alle Restaurants und Bars wegen Corona – es ist März 2020 – geschlossen haben, besucht Corinna David bei ihm zu Hause.

Doch schon die ersten Minuten verheißen eine Katastrophe. David, pedantisch ordentlich, strukturiert und perfekt organisiert, Veganer und Nichtraucher trifft auf Corinna, chaotisch, ungestüm, unorganisiert, Kettenraucherin und Junk-Food-Junkie. Aber trotz dieses heftigen Clashs beschließen sie, sich eine Chance zu geben. Sie bestellen eine Pizza und hangeln sich mehr schlecht als recht durch einen mühsamen Abend.

Am nächsten Morgen erwacht Corinna in Davids Bett, ohne Erinnerung, was am Abend vorher vorgefallen sein könnte. Bevor sie das Haus verlassen kann, steht jedoch das Gesundheitsamt vor der Tür: der gestrige Pizza-Bote wurde positiv auf Covid-19 getestet und deswegen müssen beide nun für 14 Tage in Quarantäne. Weil Corinna bei ihrer Mutter wohnt, muss sie bei David in seiner winzigen Wohnung bleiben.

Aus dieser Ausganglage entwickelt René Freund, der bereits mit anderen Büchern erfolgreich war, einen behutsam humorvollen, witzig-tiefgründigen Roman. Die beiden Protagonisten müssen sich irgendwie arrangieren, müssen irgendwie organisieren, wie sie zu Nahrung und anderen nötigen Dingen kommen und müssen irgendwie 14 Tage lang miteinander auskommen. Es prallen die Worte aneinander, es fliegen die Fetzen, doch auch gute, verständnisvolle Gespräche bringen die Beiden zuwege.

Die ganze Geschichte liest sich flott und leichtfüßig, ohne oberflächlich zu sein. David und Corinna sind beide gleichermaßen sympathisch, mit ihren Ecken und Kanten. Es wird einiges im Zusammenhang mit den ersten Corona-Maßnahmen angedeutet, ohne dass der Autor dieses Thema unnötig auswalzt. Bei der Lektüre fragt man sich automatisch, wie man selbst in so einer Situation reagieren, wie damit umgehen würde.

Ein kleiner, feiner Roman für alle, die noch nicht genug von Corona haben.

René Freund: Das Vierzehn-Tage-Date.
Paul Zsolnay Verlag, Mai 2021.
160 Seiten, Gebundene Ausgabe, 18,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.

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