Rebekka Eder: Die Schokoladenfabrik – Die Tochter des Apothekers

In diesem 614-seitigen ersten Teil der Stollwerck-Saga dreht sich alles um die Tochter des Apothekers, Anna Sophia, und ihre Liebsten. Beschrieben werden die frühen Anfänge einer späteren Schokoladendynastie, daher gibt es erstmal keine Schokolade, sondern Hustenbonbons. Denn 1838 existierte nur „Gesundheitsschokolade“ (ohne Kakao, dafür mit Eicheln) aus der Apotheke oder Gesundheitskakao.

Historisch fundiert und mit Liebe zu den Details – etwa den interessanten Arbeitsschritten der Bonbonherstellung oder den sinnlichen Beschreibungen der Düfte – lässt die Autorin die Leserschaft tief in die Gegebenheiten der damaligen Zeit eintauchen. Anhand einer außergewöhnlichen Familiengeschichte dürfen wir so vieles hautnah miterleben. Sie gibt einen Einblick in die damals nicht vorhandene Gleichberechtigung der Geschlechter oder die verpönte weibliche Homosexualität.

Der Roman ist atmosphärisch absolut gelungen, emotional aber nach meinem Empfinden noch leicht entwicklungsfähig. Dafür haben mich die glaubhaften, sehr interessant gezeichneten Charaktere und ihr flüssiger, locker zu lesender Schreibstil begeistert. Mein Leseerlebnis wurde nur ein wenig vom Gefühl der Länge überschattet. Gleichwohl ist ihr Autorenherzblut in jedem Satz spürbar.

Bemerkenswert empfinde ich das Nachwort, in dem die Autorin noch einmal auf die faszinierenden Details der Story im Köln des 19. Jahrhundert eingeht. Spannend dabei ist nicht nur der historische Hintergrund, sondern auch der Hang zum Mystischen und Übernatürlichen (uraltes Heilerinnenwissen, mysteriöse Träume und Vorahnungen von Anna Sophia).

„Die Schokoladenfabrik“ ist ein faszinierender, stimmiger Roman, der mir schöne Lesestunden beschert hat und sich zu lesen lohnt.

Rebekka Eder: Die Schokoladenfabrik – Die Tochter des Apothekers.
Aufbau Verlag, September 2021.
614 Seiten, Taschenbuch, 12,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Olivia Grove.

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