Raymond A. Villareal: Die Chronik vom Aufstand der Vampire

Es beginnt in einem kleinen Kaff an der Grenze zwischen Arizona und Mexiko. Die Leiche einer jungen Frau, deren Körper auffällig wenig Blut aufweist, verschwindet aus der Pathologie. Als die Fachärztin vom Center for Disease Control am Tatort eintrifft, ist gerade eine zweite Leiche, offensichtlich auf ihren eigenen Beinchen, aus dem Untersuchungszimmer entflohen. Die Spur führt die Forscherin an den Grenzzaun, und nur zu bald in den Kongress. Hier darf sie, zusammen mit anderen Spezialisten, die von den Vorgängen wie sie auch kaum eine Ahnung haben, zu einer neuen Spezies, die vom NOBI Virus geschaffen wurden, aussagen – den Gloamings.

Etwa die Hälfte derer, die gewandelt werden übersteht die Prozedur und wird mit einer Lebensdauer von 200 bis 300 Jahren, immerwährender Gesundheit und der Fähigkeit, Menschen zu beeinflussen belohnt. In die Sonne aber sollten sie nicht mehr gehen, die fügt ihnen dauerhaften, letalen Schaden zu. Pop-Stars, ein Bischof, Senatoren, selbst der Präsident lassen sich wandeln, ob und wie sie fürderhin Blut zu sich nehmen müssen, kann mangels Mithilfe der Infizierten nicht untersucht werden. Und diese wissen sich zu organisieren – Gesetzesvorhaben zum Schutz ihrer Rechte als neue Rasse werden eingebracht und beschlossen, die Gloamings sind in.

Dies ist die Geschichte ihres scheinbar unaufhaltsamen Aufstiegs – erzählt von den Wenigen, die sich ihnen in den Weg gestellt haben – vergeblich. Raymond A. Villareals Romandebut wurde gehypt. Nicht nur die Kritiker in den USA überschlugen sich mit Lobeshymnen, auch die Filmindustrie schwang sich schnell auf den fahrenden Zug auf, erwarb die Rechte für eine Verfilmung der Geschichte. Und wirklich liest sich der Roman interessant. Das liegt daran, dass der Autor es versteht, uns seine Geschichte glaubhaft zu machen. Erreicht hat er dieses Ziel damit, dass er vermeintliche Augenzeugen hat zu Wort kommen lassen. Wir begegnen Forschern, FBI-Agenten, einem Priester, der sich die Vernichtung der Vampire auf seine Fahnen geschrieben hat etc..

Schon vom Vatikan streng geheim gehaltene Prophezeiungen – die dritte Fátima Prophezeiung – warnten vor den Kreaturen der Sünde, die das Blut des Lamms rauben und das Fundament der Heiligen Katholischen Kirche erschüttern würden. Hier erschließt sich uns das Bild einer fast friedlich wirkenden Invasion, in der die Infizierten mit ihren Vorzügen die Menschen in Versuchung führen, sie mit langem, gesunden und glamourösen Leben ködern und geschickt politisch taktieren. So nimmt uns der Autor mit in eine Welt, die wir kennen, in denen Abläufe, wie im Roman beschrieben, alltäglich sind und verschafft so seinem Plot ein gerüttelt Maß an Authentizität. Dass sich die Geschichte dann noch gut, weil spannend und in ihren Details, in ihren Figuren interessant anbietet, trägt zum Lesegenuss bei.

Wer einmal eine etwas andere Vampir-Geschichte lesen möchte, der ist hier gut aufgehoben.

Raymond A. Villareal: Die Chronik vom Aufstand der Vampire.
Piper, Oktober 2019.
448 Seiten, Pocket Book, 20,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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