Rainer Moritz: Mein Vater, die Dinge und der Tod

Der Autor und Leiter des Literaturhaus in Hamburg, Rainer Moritz, macht in seinem neuen Buch die Erinnerungen an seinen verstorbenen Vater zum Thema: – Was bleibt, wenn der Vater tot ist? Wie hat er uns und unser Leben geprägt? Was haben wir bewusst oder unbewusst von ihm übernommen? Wie waren wir zu seinen Lebzeiten überhaupt miteinander verbunden, eher distanziert oder liebevoll? Wie gut kannten wir den Vater? Was wissen wir über sein Innerstes?…

Moritz verdeutlicht, was am Ende bleibt. Es sind noch die Erinnerungen. So lange man sie wachruft, leben die, die darin vorkommen, weiter.

Was noch bleibt, sind auch die Gegenstände, die uns durch unsere Kindheit und Jugend begleitet haben. Dinge, die einst eine gewisse Bedeutung hatten. Aber welche? Machen die übrig gebliebenen Objekte den Menschen aus? Was sagen sie denen, die zurück geblieben sind?

Unsere Wohnungen gehören zu uns, sind Teil unserer Biografie. Das  Mobiliar der alten Menschen von heute wurde einst mit Bedacht ausgewählt, man achtete auf Qualität und Langlebigkeit. Der Autor  reflektiert mit dem alten Sessel, auf dessen Armlehnen früher immer die Arme des Vater ruhten, mit einem einst modernen Drehaschenbecher, mit der Fernbedienung des Fernsehers, mit dem vom Vater gemalten Bild und vielen anderen Gegenständen das Vergangene. Weiter liest man u. a. von Erinnerungen an Rituale bei Festlichkeiten, an Gepflogenheiten wenn Besuch kam oder von Urlauben.

So vermittelt dieses Buch einerseits einen sehr persönlichen Inhalt, andererseits steht es stellvertretend für das Leben einer abtretenden Generation, die das eigene Leben mitgeformt, Werte und Persistenz vermittelt hat.

Das Erinnern macht die Vergangenheit wieder lebendig, gibt denen, die sich damit befassen, Antworten und eine Gewichtung, die erdet. Rainer Moritz lässt Vertrautes Revue passieren, Parallelen erkennen. Seine Reflexionen sind eher unspektakulär, doch stehen sie gleichermaßen für die Ära einer ganzen Generation.

Rainer Moritz: Mein Vater, die Dinge und der Tod.
Verlag Antje Kunstmann, September 2018.
200 Seiten, Gebundene Ausgabe, 20,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.

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