Petros Markaris: Das Lied des Geldes: Ein Fall für Kostas Charitos

Der saudische Investor al Fallah wird in einem Vorort von Athen in der Nähe der Küste durch mehrere Messerstiche getötet. Er wollte in diesem Gebiet einen Yachthafen und ein Hotel bauen lassen. Zeugen gibt es nicht, allerdings hat ein Wachmann zur Tatzeit die Melodie eines Schlagers, in dem es um Geld geht, gehört. Kommissar Charitos muss nicht nur den Mörder finden, sondern auch den saudischen Botschafter beschwichtigen und verhindern, dass der Fall in der Presse ausgewalzt wird. Während die Ermittlungen langsam erste Erfolge versprechen, geschieht ein zweiter Mord: Im Exarchia-Viertel wird ein chinesischer Investor tot aufgefunden. Das ruft nicht nur die chinesische Botschaft auf den Plan, sondern könnte auch dafür sorgen, dass die dringend gesuchten ausländischen Investoren sich aus Griechenland zurückziehen. Und vom Täter gibt es auch hier keine Spur, er agiert offenbar sehr geschickt.

Zudem beschäftigt Kommissar Charitos noch ein ganz anderes Problem: Sein alter Freund Lambros Sissis, ein desillusionierter Altkommunist und Betreuer eines Obdachlosenheimes, hat mit den Bewohnern seines Hauses und anderen Obdachlosen die Linke symbolisch zu Grabe getragen und ruft damit eine neue Bewegung der Armen ins Leben. Er plant regelmäßige Kundgebungen. Da seine Freundschaft zum Kommissar bekannt ist, könnte diesen das in Schwierigkeiten bringen, vor allem dann, wenn sich Randalierer unter die Demonstranten mischen. Es gibt also einiges zu tun.

„Das Lied des Geldes“ ist der dreizehnte Fall von Kostas Charitos und meine erste Begegnung mit dem Athener Ermittler, der ein wenig behäbig daherkommt, ein bisschen kleinbürgerlich zudem – ein traditioneller griechischer Mann, Familienpatriarch, der mit selbstgefälligem Fatalismus zulässt, dass an seinem Weltbild gerüttelt wird, etwa wenn er sich sorgt, als Frau und Tochter an einer Demonstration teilnehmen und er am Ende feststellen muss, dass die beiden viel besser klarkommen, als er glaubt. Er ist kein Held, der um Gerechtigkeit streitet, sondern ein guter Polizeibeamter, der seine Arbeit macht. Er ist Repräsentant einer sich immer mehr auflösenden Mittelschicht, den vor allem seine Stellung im Staatsdienst vor Verarmung schützt. Petros Markaris spiegelt mit seinen Figuren einen Querschnitt der griechischen Gesellschaft und legt den Finger auf aktuelle Probleme – in diesem Fall den Wiederspruch zwischen der Suche nach ausländischen Investoren und dem damit ebenfalls verbundenen Ausverkauf des Landes.

Auch wenn das Buch in sprachlicher Hinsicht an manche Stellen ein wenig holpert, empfand ich es als anregende Lektüre mit sympathischen Helden und werde jetzt schauen, welche Fälle Kommissar Charitos gelöst hat, bevor ich seine Bekanntschaft machen durfte.

Petros Markaris: Das Lied des Geldes: Ein Fall für Kostas Charitos.
Aus dem Griechischen übersetzt von Michaela Prinzinger.
Diogenes, Juli 2021.
320 Seiten, Gebundene Ausgabe, 24,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Jana Jordan.

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