Peter Keglevic: Wolfsegg

Wuchtig, intensiv und hochspannend – das ist der neue Roman des österreichischen Autors Peter Keglevic: „Wolfsegg“. In einem Kaff irgendwo in den Bergen trägt die 15-jährige Agnes eine schwere Last. Weil die Mutter krebskrank und der Vater oft tagelang ohne Erklärung außer Haus ist, muss sich die Jugendliche um die beiden jüngeren Geschwister kümmern und die Tiere auf dem elterlichen Hof versorgen. In dem Betrieb, in dem sie eine Lehre macht, stellt ihr der Chef nach.

Schon früh deutet der Roman an, dass in der Vergangenheit etwas Traumatisches vorgefallen sein muss, das in Richtung Vergewaltigung geht und mit einem Kinderheim zu tun hat. Dort hat seit vielen Jahren eine sadistische Matrone das Sagen.

Für Agnes verschärft sich die Lage, als beide Eltern ums Leben kommen und sie nun endgültig alleinverantwortlich ist. Ihr Ziel ist es, um jeden Preis dafür zu sorgen, dass ihre beiden jüngeren Geschwister nicht in das Kinderheim müssen, in dem sie selbst so Schreckliches erlebt hat. Agnes ist wild entschlossen, für dieses Ziel bis zum Äußersten zu gehen.

Keglevic gelingt es hervorragend, die teils klaustrophobische, hinterwälderische, freudlose und durch die Bergwelt erdrückende Atmosphäre einzufangen, in der die Handlung spielt. Die Menschen, die dort leben, misstrauen sich, sind engstirnig und glauben an Gerüchte. Zur atmosphärischen Dichte des Romans tragen auch Naturbeschreibungen bei.

In der Vorankündigung heißt es, der Text habe eine geradezu „alttestamentarische Wucht“ – etwas, dem man unbedingt zustimmen kann. Würde man die Handlung aus der Bergwelt in das Amerika des 19. Jahrhunderts versetzen, könnte man sich gut einen epischen Rachewestern mit Clint Eastwood vorstellen.

Peter Keglevic ist als Autor 2017 mit seinem ebenfalls hervorragenden Debütroman „Ich war Hitlers Trauzeuge“ bekannt geworden.

Peter Keglevic: Wolfsegg.
Penguin, August 2019.
320 Seiten, Gebundene Ausgabe, 20,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.

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