Paula Hawkins: Girl on the Train

trainRachel fährt mit dem Zug jeden Tag zweimal dieselbe Strecke ab, einmal morgens, einmal abends. Dabei beobachtet sie die Häuser am Gleisrand. Eines fällt ihr immer besonders ins Auge. Hier wohnt ein Ehepaar, das sie Jason und Jess getauft und dessen Leben sie sich jedes Mal ausmalt. An einem Freitagmorgen sieht Rachel Jess mit einem anderen Mann im Garten. Abends ist sie verschwunden und ihr Gesicht taucht plötzlich in der Zeitung auf. Eigentlich heißt sie Meghan und ihr Mann Scott hat sie als vermisst gemeldet. Rachel glaubt, zu den Ermittlungen etwas beitragen zu können. Doch an ihr nagt auch eine Unsicherheit: Sie war zum Zeitpunkt von Meghans Verschwinden selbst in dem kleinen Ort, um ihren Exmann aufzusuchen. Da sie stark alkoholisiert war, erinnert sie sich an Vieles nicht mehr. Was ist in der Nacht geschehen?

Man kann nicht von der Hand weisen, dass „Girl on the Train“ gewisse Parallelen zu „Gone Girl“ aufweist und doch ist dieser Roman eigenständig genug für einen eigenen Erfolg. In Amerika hat er bereits die Bestsellerlisten angeführt und auch in Deutschland steht einem Erfolg nichts im Wege. Man kann gar nicht sagen, dass dieses Buch so superspannend wäre und doch ist es fast nicht möglich, es aus der Hand zu legen. Paula Hawkins schriebt flüssig und fesselnd und weiß ihre Geschichte zu erzählen. Vor allem der Umstand, dass Rachel nicht weiß, was sie selbst zum Zeitpunkt des Verschwindens Meghans gemacht hat, gestaltet die Ermittlungen spannend. War sie nicht furchtbar wütend auf die Frau, die ihre Ehe so leichtfertig aufs Spiel setzt? Auf die Frau, die das Gleiche getan hat wie ihr Exmann Tom?

Rachel ist in der Geschichte außerdem eine interessante Figur, die vor allem Tiefen erlebt. Sie ist alkoholabhängig und hat eigentlich ihren Job aus diesem Grund vor einigen Monaten verloren. Um das nicht ihrer Vermieterin beichten zu müssen, fährt sie jeden Tag „zur Arbeit“ und kommt abends zurück. Im Zug und am Bahnhof beobachtet sie sehr genau ihre Mitmenschen. Zu Beginn des Romans kennt man sogar nur diese Seite an ihr. Eine Kapitel erlebt man Rachel nur im Zug und erfährt erstmal nichts Konkretes aus ihrem Privatleben. Erst dann entfaltet sich die ganze Geschichte komplett.

Es bleibt ein toller Roman, der sich flott lesen lässt und durchaus Lust auf mehr macht.

Paula Hawkins: Girl on the Train.
Blanvalet, Juni 2015.
448 Seiten, Taschenbuch, 12,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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