Paolo Cognetti: Das Glück des Wolfes

Paolo Cognetti entführt seine Leser in die Alpen, in raue Natur und grandiose Schönheit. Hier, inmitten von hohen Bergen, Gletschern und Naturgewalten, begegnen wir drei unterschiedlichen Menschen. Der Roman begleitet die Protagonisten über ein Jahr, zeigt sie in unterschiedlichen Jobs und Begegnungen, begleitet sie bei ihren Entscheidungen.

Der Schriftsteller Fausto findet nach der Trennung von seiner langjährigen Freundin Zuflucht dem kleinen Bergdorf Fontana Fredda am Fuße des Monte Rosa Massivs. Dort verdient er seinen Lebensunterhalt als Koch in der Dorfkneipe „Babettes Gastmahl“. Auch Silvia arbeitet bei Babette – als Kellnerin. Santorso, im Winter Schneeraupenfahrer auf der Skipiste und ehemaliger Forstpolizist, ist Stammgast im Lokal.

Zwischen Fausto und Santorso entwickelt sich im Verlauf des Jahres eine lose Freundschaft. Zwischen Fausto und Silvia entspinnen sich gleich zu Beginn unsichtbare Fäden, sie umwerben sich und werden ein Paar. Schlafen miteinander, erzählen sich von ihrem Leben und ihren Träumen. Beide sind auf der Suche – nach einem Platz, einem Ziel, einem Zuhause.

Cognettis Sprache ist unaufdringlich schön. Die besten Lesemomente habe ich, wenn er die Berge und die Landschaft beschreibt. Dann spüre ich die Liebe, die ihn mit seiner Heimat verbindet, sehe die Gletscher und die Einsamkeit, höre die Stille.

Die Geschichte wird abwechseln aus der Sicht eines der drei Protagonisten erzählt. Der Autor verzichtet weitgehend auf Erklärungen, er lässt seine Helden handeln, sprechen, aber wenig reflektieren. Das passt, wenn er das irgendwie selbstverständliche Zusammenfinden von Fausto und Silvia zeigt. Es macht aber auch, dass ich immer auf Distanz bleibe.

Am ehesten verstehe ich Santorso, der die Berge kennt und versteht, der nach Birkhähnen Wölfen Ausschau hält. Faustos und Silvias Suche bleibt dagegen vage. Ich bin mir nicht sicher, ob das eine Schwäche oder doch eine Stärke des Romans ist. Er ist vielleicht wie die Bewohner der Berge bewusst unnahbar gehalten. Es braucht wohl mehr als einen Winter und einen Sommer, um in Fontana Fredda heimisch zu werden.

Paolo Cognetti: Das Glück des Wolfes.
Aus dem Italienischen übersetzt von Christiane Burkhardt.
Penguin Verlag, Oktober 2021.
208 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Jana Jordan.

Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.