Paolo Cognetti: Acht Berge

Aus der Mitte entspringt ein Fluss! Daran habe ich mich erinnert. Wikipedia schreibt dazu: „Der Film von Robert Redford erzählt die Geschichte zweier Brüder, die charakterlich grundverschieden, jedoch beide in der Liebe zum Fliegenfischen vereint sind. Paul ist ein lebenslustiger und heimatverbundener Naturbursche, Norman ein ruhiger und verschlossener Intellektueller.“ Nur geht es in diesem wunderbar gelassen daherkommenden Roman nicht um Fliegenfischen, sondern um die Liebe zu den Bergen. Pietro und Bruno sind auch keine leiblichen Brüder, aber alles andere kann so durchgehen. Vor allem geht es um die Ruhe, die dieser Text (wie auch der Film) ausstrahlt. Unaufgeregt erzählt der Ich – Erzähler Pietro von seinem Vater der ihm, (nicht ohne persönliche Probleme), die Berge nahebringt und seiner Mutter, die den wilden Gebärden ihres Mannes lange widersteht und ihn weiter liebt, eigentlich bis zu seinem Ende.

Trotzdem zieht es Mutter und Sohn immer wieder in dieses eine verwunschene Bergdorf im abgelegenen Monte Rosa Massiv, denn es gibt jetzt Bruno, ein nahezu gleichaltriger Einheimischer – und Pietro und Bruno schließen engste Freundschaft. Zuerst nur im Sommer zusammen, später auch in stillen Wintern. Das alles wird nahe am Menschen erzählt und man hat nie das Gefühl, dass die Geschichte in einer wirklichen Tragödie endet. Bruno der in den Bergen bleibt, und sich als Käser und Bergbauer durchschlagen wird und wegen der bitteren Konkurrenz und der mörderischen Arbeit letztendlich scheitert – auch mit seiner kleinen Familie, die er nicht ernähren kann – und Pietro, der Dokumentarfilmer wird mit Hang und Liebe zum Himalaja. Ein Buch über Grenzen, körperlich und psychisch, das sogar hoch philosophisch daherkommt ohne belehrend zu sein, über die Rhythmen der Natur, über Massentourismus und winterlange Ruhe vor knisterndem Kamin. Sehr lesenswert!

Paolo Cognetti: Acht Berge.
DVA, September 2017.
256 Seiten, Gebundene Ausgabe, 20,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Fred Ape.

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