Norbert Zähringer: Wo wir waren

Toll. Großartiges Buch. Wenn mich vor der Lektüre dieses Buches eine Buchhändlerin gefragt hätte, was ich so am liebsten lese, hätte ich gesagt, „Gute Romane erzählen für mich eine Geschichte, die in einem überschaubaren Zeitabschnitt spielt (möglichst so, dass ich mich auch darin spiegeln kann) – und die darüber hinaus fundierte, wissenschaftliche und philosophische Erkenntnisse vermittelt und das am liebsten alles vor dem Hintergrund eines Familiendramas oder Krimis, welches über mehrere Generationen durch das 20. und 21. Jahrhundert gespült wird“. Ohne zu zögern hätte mir die Kollegin von der Literaturverteilerzunft Norbert Zähringers epochales Werk „Wo wir waren“ in die Hand gedrückt! Und womit? Mit Recht! Dankbar lege ich dieses Buch zur Seite, welches alles beinhaltet, was man von großer Literatur erwarten kann!  Ob die furchtbar dunklen, vergangenen Zeiten der beiden Weltkriege bis nach Vietnam oder die Träume einer spannenden Zukunft (im All) – alles ist da in dieser wunderbaren Erzählung.

Es wäre jetzt sehr anstrengend alle Protagonisten vorzustellen, bleiben wir bei einem: Hardy. Er ist die Hauptperson und hat sich durch eine verzweifelte Kindheit gekämpft. Da wo er seine ersten sechs Jahre verbracht hat, eine Art Heim, früher Kloster, irgendwo im Rheingau – mal Erziehungsanstalt, mal Irrenhaus, mal Lazarett – überlebt er alle Schikanen und landet bei Pflegeeltern. Ausgerechnet am 21. Juli 1969 steht er nach seiner Flucht –sechsjährig – vor deren Balkontür als alle sprachlos auf den kleinen schwarz/weiß Bildschirm starren und Neil Armstrong als erster Mensch den Staub des Mondes betritt. Immer wieder kommen wir auf das Jahr 1969 zurück. Die ganze (Familien-) Historie allerdings wäre nicht möglich wenn sie nicht 1901 begonnen hätte. Sie endet im Jahre 2011. (Und zum ersten Mal wird  9/11 gar nicht erst erwähnt. Ist auch selten so etwas). Es gibt Vor – und Rückblenden – ein Ritt durch die Jahrzehnte und am Ende hat jeder seinen Platz in der Geschichte! Unbedingt empfehlenswert!

Norbert Zähringer: Wo wir waren.
Rowohlt, März 2019.
512 Seiten, Gebundene Ausgabe, 25,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Fred Ape.

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