Nathan Hill: Geister

geisterEin literarisches Schwergewicht in doppelter Hinsicht legt der amerikanische Autor Nathan Hill vor. Zum einen ist sein Roman „Geister“ mit über 850 Seiten ein echter Wälzer, zum anderen ist er richtig gut.

Der Literaturprofessor Samuel Anderson ist als Kind von seiner Mutter verlassen worden – ein Trauma, das er auch 20 Jahre danach noch nicht überwunden hat. Doch nun soll er für seine Mutter bürgen. Sie hat einen republikanischen Präsidentschafts-Kandidaten angegriffen – ein Fall, auf den sich die Medien stürzen.

Doch das ist nur der Ausgangspunkt für eine ganze Reihe von Verwicklungen und überraschenden Wendungen, die mit den Studentenunruhen im Chicago des Jahres 1968 ihren Anfang nehmen und erst 2011 mit der Demonstration Occupy Wall Street enden.

Doch solche geschichtlichen Eckpunkte stehen nicht im Mittelpunkt. Immer geht es in erster Linie um die Menschen, die in diese Ereignisse verwickelt werden.

Der Roman spielt zwar auf verschiedenen Zeitebenen, ist aber nie so verworren, dass man sich nicht zurechtfinden würde. Vielmehr gelingt es dem Autor, ganz unterschiedliche Figuren glaubhaft und vor dem inneren Auge des Lesers lebendig werden zu lassen. Das gilt für den skrupellosen Geldhai genauso wie für einen spielsüchtigen Loser, einen von der Liebe enttäuschten Polizisten oder eine durchtriebene Studentin, die sich durch ihr Studium mogelt – um nur einige Beispiele zu nennen.

Hills Debütroman lässt sich vielleicht am ehesten mit den Romanen Jonathan Franzens vergleichen. In beiden Fällen ist das Handeln der Figuren stets psychologisch so genau begründet, dass den Leser am Ende selbst überraschendste Handlungsverläufe nicht mehr wundern. Ein Top-Roman!

Nathan Hill: Geister.
Piper, Oktober 2016.
864 Seiten, Gebundene Ausgabe, 25,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.

 

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