Natascha Bub: Ein Bild von einer Frau

Ein kesses junges Mädchen, von seinen Fähigkeiten überzeugt, geht eine Wette ein mit einem bekannten Verleger. Das ist der Ausgangspunkt dieses Romans, der auf wahren Ereignissen beruht.

Zugrunde liegt dem Roman die Geschichte von Inge Schönthal, einer jungen deutschen Fotojournalistin, die ein weltbekanntes Foto von dem berühmtesten Schriftsteller der Welt macht. Es geht um Hemingway, in dessen Haus auf Kuba die junge Frau 1953 auftaucht, auf der Jagd nach einem noch nicht dagewesenen Fotomotiv.

Soweit die Tatsachen. Natascha Bub macht daraus einen Roman, ihre Heldin heißt Insa Schönberg. Nachdem sie mit dem Verleger Ledig-Rowohlt gewettet hat, reist sie über New York und Miami nach Havanna, auf den Spuren Hemingways. Der lebt auf Kuba zurückgezogen, mürrisch, unhöflich, duldet die ungezähmte, freche junge Frau aber in seinem Haus. Immer wieder versucht sie ihn dazu zu bringen, für ein Foto bereitzustehen, doch er weicht ihr stets aus.

Die beiden kreuzen die verbalen Klingen, dabei lernen sie sich nach und nach besser kennen und verstehen. Insa gibt nicht auf und schließlich gelingt ihr dieser eine Schnappschuss, der ihr Weltruhm einbringt.

Doch nicht nur das wird das Ergebnis ihres Aufenthalts sein. Insa lernt auch viel über sich selbst, wird viele schmerzvolle Erinnerungen überwinden. Sie lernt Menschen kennen und verstehen, sie verliert nie ihren Mut und sie lässt sich nicht brechen. „Weißt du, ich glaube, wenn Menschen so viel Mut auf die Welt mitbringen wie wir beide, versucht die Welt sie zu zerbrechen. Denn das tut sie, die Welt, sie zerbricht jeden. Aber nachher sind wir an den zerbrochenen Stellen stark. Aber die, die nicht zerbrechen wollen, die tötet sie. Sie tötet die sehr Guten und die sehr Feinen und die sehr Mutigen, ohne Unterschied.“ (Seite 263).

Manches im Roman wirkt auf mich überzeichnet, an manchen Stellen wirkt das Verhalten der Hauptfigur überdreht, überspitzt. Aber vielleicht war Inge Schönthal wirklich so, vielleicht muss man so sein, um diesen Erfolg zu haben. Sympathisch ist sie in jedem Fall, im Gegensatz zu Hemingway, der im Roman als sehr schrulliger, misanthropischer alter Mann dargestellt wird.

Eine interessante und spannende Lektüre, nicht nur für Hemingway-Fans.

Natascha Bub: Ein Bild von einer Frau.
List, Juni 2022.
288 Seiten, Gebundene Ausgabe, 29,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.

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