Minette Walters: Der Keller

kellerMuna ist eine Sklavin. Sie kennt es nicht anders: nachts wird sie in den dunklen fensterlosen Keller gesperrt  und schläft nur auf einer Matratze, tags muss sie arbeiten. Seit acht Jahren lebt sie bei der Familie Songoli in Südengland. Sie darf nur ein paar Worte sprechen, muss alles tun, was von ihr verlangt wird und wird mit und ohne Grund von der jähzornigen Hausherrin geschlagen. Der Vater missbraucht sie, die Kinder sind grausam zu ihr, sie muss hungern, aber sie kennt es nicht anders. Und es würde immer so weiter gehen. Bis eines Tages der jüngste Sohn der Familie verschwindet. Die Eltern sind verzweifelt. Aber die Polizei darf nicht wissen, wie sie Muna behandeln. Alles wird besser. Denn Muna ist clever, und weiß mehr, als die Familie denkt. Und sie hat einen Plan und der geht über Leichen.
Minette Walters beschreibt hier einen klaren Fall von Sklaverei. Die Schilderung der Qualen der kleinen Muna ist derart lebensecht, dass wir einen solchen Fall für durchaus möglich halten. Wir merken, wozu Menschen in ihrer Grausamkeit fähig sind. Voller Befriedigung lesen wir von der unverhofften Wendung in Munas Leben. Um dann wieder beklommen und schaudernd von der weiteren Entwicklung zu erfahren.
Dieser Psychothriller zerrt zu Recht an unseren Nerven. Es ist das Grauen, das uns dann nicht mehr loslässt. Wir wissen am Ende nicht, wer unsere Sympathie verdient. Und das macht etwas ratlos.
Minette Walters nimmt uns mit in eine Welt, die uns fremd ist, aber dann doch gleich nebenan sein könnte.
Es macht nachdenklich dieses Buch. Es lässt einen lange nicht los und gerade das schätze ich an einem Buch. Die Autorin konnte sich gut in Munas Welt hineindenken, in ihre Gedanken, in ihre verkümmerten Gefühle, in ihre Ängste und in ihre Entscheidungen. Nur manchmal fragt man sich, ob ein vierzehnjähriges wirklich schon derart erwachsen reagieren kann. Aber Muna ist anders als andere Kinder.
Es ist ein lesenswertes Buch, ein Psychothriller, der einen schaudern lässt.

Minette Walters: Der Keller.
Goldmann, April 2016.
224 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Eva Encke.

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