Michael Buttler: Die Bestie von Weimar

weimEin Serienmörder versetzt im Jahr 1825 die Einwohner der Residenzstadt Weimar in Angst und Schrecken. Er ersticht seine Opfer mit einem Messer und lässt die übel zugerichteten Leichen achtlos liegen.

Auch die junge Friederike Börner verliert ihre Eltern auf traumatische Weise. Der Mörder überrascht das Ehepaar in der Nacht und schlachtet die Schlafenden bestialisch ab. Ihr Onkel Viktor Börner, der sich mit Friederikes Vater vor vielen Jahren überworfen und das Haus verlassen hat, nutzt die Notlage der jungen Frau schamlos aus und nistet sich als ihr Vormund zusammen mit seiner Geliebten bei ihr ein. Einzig die Magd Hilde, mehr Vertraute als Hausangestellte, gibt Friederike die Kraft, nach der schrecklichen Tat an ihren Eltern weiterzuleben.

Im Haus des Geheimrats von Goethe lernt Friederike den sensiblen Albert von Niedersamen kennen, der mit seinem despotischen Vater, einem Professor für Kunstgeschichte, Urlaub in Weimar macht. Zwischen den beiden jungen Leuten entspinnen sich zarte Bande, die Alberts Vater, der sich eine bessere Partie als eine Kaufmannstochter für seinen Sohn wünscht, zu zerstören sucht.

Der geheimnisvolle Belgier Luuk de Winter fahndet gemeinsam mit dem unerfahrenen Kriminalbeamten Hans Kreuzer fieberhaft nach der Bestie von Weimar. Die unkonventionellen Methoden des Belgiers erregen den Unmut des Polizeichefs Kriminalrat Schwabe, der de Winter von der Ermittlung ausschließt. Unterstützung erhalten Hans und de Winter überraschend vom Geheimrat von Goethe.

„Die Bestie von Weimar“ ist nach „Das Geheimnis der Ronneburg“ von Jörg Olbrich und „Der Mannwolf von Königsberg“ von Timo Bader und Hannah Steenbock der letzte Band einer Trilogie, die den belgischen Privatermittler Luuk de Winter bei der Aufklärung geheimnisvoller Mordfälle begleitet. Dieser Handlungsstrang verbindet die drei Romane jedoch nur lose und so kann „Die Bestie von Weimar“ auch problemlos ohne Kenntnisse der beiden Vorgänger gelesen werden.

Michael Buttler entwickelt in seinem historischen Kriminalroman das faszinierende Porträt eines innerlich zerrissenen und leidenden Menschen, der von seinen inneren Dämonen getrieben zum Mörder wird. Einfühlsam und nie voyeuristisch schildert der Autor die Verzweiflung, in die der Mörder durch seine Taten fällt.

Der Roman ermöglicht dem Leser aufschlussreiche und spannende Einsichten in die Polizeiarbeit im frühen neunzehnten Jahrhundert. Beweissicherung oder genaue Untersuchung der Verletzungen der Opfer, mit denen jeder Leser oder Fernsehzuschauer heute vertraut ist, waren damals unbekannt. Der mit unkonventionellen Methoden arbeitende Luuk de Winter wird als Perverser beschimpft, als er die Leiche einer Frau noch am Tatort begutachtet. Ihm wird der Zutritt zur Leichenhalle und die Untersuchung des Opfers untersagt, weil die Familie der Toten dies als ungeheuren Affront empfindet.

Fazit: Gut recherchierter und spannender historischer Kriminalroman, der durch die stimmige psychologische Beschreibung des Täters bis zum Ende fesseln kann.

Michael Buttler: Die Bestie von Weimar.
Saphir im Stahl, Dezember 2012.
283 Seiten, Gebundene Ausgabe, 15,95 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Martina Sprenger.

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