Megan Nolan: Verzweiflungstaten

Ein magnetisches Debüt? Und was für eins! Diese unglaublich intensive Lektüre hat mich tatsächlich direkt in die höchst emotionale Story reingezogen und nicht mehr losgelassen. Zutiefst berührend und eindrücklich. Selbst in Lesepausen musste ich über das zuvor Gelesene reflektieren.

„Verzweiflungstaten“ ist ein hinreißend intelligent geschriebener Roman über eine zerstörerische Liebe – geradezu hemmungslos selbstreflektiv, abgründig und spannend noch dazu. Beim Lesen hatte ich oft das Gefühl, Teile von mir selbst in diesem modernen Buch gespiegelt zu bekommen. Ich denke, viele Mädchen würden von dieser authentischen Lektüre profitieren. Jene Menschen, die noch nicht selbst mit diesem Themenspektrum in Berührung gekommen sind, werden besser verstehen, warum Opfer nicht einfach weggehen oder „einfach nein sagen“ können.

Viele junge Mädchen und Frauen kämpfen tagtäglich mit Selbstzweifeln wegen ihres vermeintlich unperfekten Körpers. Und dies ist nur ein Thema, das die Autorin aufgreift. Ich hatte das Gefühl, eine Autofiktion über Megan Nolan selbst zu lesen, in Form von Tagebucheinträgen. Sie beschreibt das Leben einer jungen Frau, das geprägt ist von zutiefst selbstzerstörerischen, selbstverletzenden Charakteristika, einem Mangel an Selbstwert, verzerrter Körperwahrnehmung und emotionaler Abhängigkeit.

Die Beziehung zu Ciaran offenbart ein diffuses Wechselspiel aus Nähe und Distanz. Sein unterkühltes und respektloses Verhalten – aber auch ihre unreflektierte verletzliche Art – stürzen sie in tiefe Traurigkeit, Selbstzweifel und weiter in ihre massive Alkoholsucht. Sie denkt, dass sie nur genug ist, wenn er sie als genug ansieht. Sie füllt ihr Leben komplett mit ihm auf, denn alles, was sie fortan tut und denkt, ist für ihn – absolut aufopferungsvoll und selbstzerstörerisch.

„Verzweiflungstaten“ ist ein wunderschön nuanciertes Buch, das mutig brisante Themen junger Erwachsener aufgreift. Absolutes Lese-Highlight! Ich kann es kaum erwarten, was Nolan als nächstes schreibt.

Megan Nolan: Verzweiflungstaten.
Aus dem Englischen übersetzt von Lisa Kögeböhn.
Blumenbar, August 2021.
304 Seiten, Gebundene Ausgabe, 20,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Olivia Grove.

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