Mauríco Gomyde: Die schönste und die traurigste aller Nächte

Als Teenager entdecken Victor und Amanda bei ihrem Abschlussball Gefühle füreinander. Doch Victor weiß nicht, dass Amanda noch am folgenden Tag mit ihrer Familie das Land verlassen wird, um auf einen anderen Kontinent zu ziehen. Während sie ihm dies eröffnet, fällt er aus allen Wolken. Erst Stunden später kommt er wieder zu sich und befindet sich an einem ganz anderen Ort. Viele Tage später wird er den Zusammenhang erkennen. Denn Victor erlebt glückliche Momente gleich zwei Mal, traurige hingegen überspringt er, manchmal um Stunden, manchmal um Tage. Amanda glaubt er für immer verloren. Denn nur acht Monate nach ihrem Weggang erreicht ihn die Nachricht ihres Todes bei einem Attentat. Zwanzig Jahre später jedoch merkt er, dass er einem Irrtum aufgesessen ist.

Mauríco Gomyde ist mit „Die schönste und die traurigste aller Nächte“ ein sehr schöner Roman gelungen. Die Grundidee ist dabei pfiffig und rührend zugleich und passt sich somit dem Titel des Romans gut an. Erlebt Victor einen sehr schönen Moment, springt er in der Zeit zurück. Manchmal nur wenige Minuten, manchmal mehrere Stunden. So kann er den schönen Moment noch einmal erleben. Beeinflusst hat er die Geschehnisse noch nie. Sie laufen dann immer gleich ab. Die traurigen Momente bieten die Kehrseite der Medaille. Victor springt unkontrolliert in die Zeit nach vorne. Je nachdem wie traurig der Moment wirklich war, sind es mehrere Minuten, Stunden oder gar Tage. Und hier wird es dann auch schwierig für den Mann. Denn er muss sein Verschwinden oft anderen Personen erklären. Deshalb lebt er zurückgezogen in einem abgelegenen Weinberg und scheut menschliche Gesellschaft, wo sie sich nur vermeiden lässt.

Auch Amanda kommt im Roman zur Sprache. Sie erlebt derartige Zeitsprünge nicht, bereut es aber gleichermaßen, dass aus Victor und ihr damals kein Paar werden konnte. Als fälschlicherweise die Nachricht ihres Todes veröffentlicht wird, klärt sie das Missverständnis nicht auf und lebt sehr zurückgezogen. Erst 20 Jahre später beim Klassentreffen traut sie sich aus ihrem Schneckenhaus und trifft dann natürlich auch Victor wieder. Der Roman begleitet beide Figuren in der Gegenwart, wirft aber auch einen Blick zurück in die Vergangenheit.

Es entsteht eine total gelungene Mischung, unterhaltsam zu lesen und dabei nicht nur kurzweilig. Mauríco Gomyde wirft auch wichtige Fragen über das Glücklichsein und das Leben im Allgemeinen auf, die man sich dann als Leserin oder Leser auch zwangsläufig stellt. „Die schönste und die traurigste aller Nächte“ ist uneingeschränkt empfehlenswert. Ein Roman zum Mitfühlen und Mitdenken gleichermaßen mit einer wahrhaft zauberhaften Geschichte.

Mauríco Gomyde: Die schönste und die traurigste aller Nächte.
Rowohlt, August 2019.
352 Seiten, Taschenbuch, 16,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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