Matthew Reilly: Die sechs heiligen Steine

2008 im zu Ullstein gehörenden List-Verlag unter dem Titel „Die Macht der sechs Steine“ bei uns erstveröffentlicht, präsentiert sich mit vorliegendem Roman der zweite von vier inhaltlich zusammenhängenden, aufeinander aufbauenden Jack-West-Abenteuer dem Leser. Von Michael Krug fachkundig und passend neu ins Deutsche übertragen, erwartet den Rezipienten, neben den Reilly-typischen ausufernden Kampfszenen, mehr und mehr die Jagd nach historischen Quellen und übernatürlichen Rätseln. Auf der Suche nach dem Schlussstein der Cheops-Pyramide mussten unser Held und seine Verbündeten die sieben antiken Weltwunder wiederentdecken, um eine periodisch alle 15.000 Jahre wiederkehrende Flutkatastrophe aufzuhalten.

Seit dem erfolgreichen Abschluss dieser Mission stehen Australien und dessen Bewohner unter einem besonderen Schutz. Keiner der im Irak stationierten australischen Soldaten kam ums Leben, dann aber wird ein Ritual zelebriert, das den eigentlich tausendjährigen Schutz aufhebt. Damit noch nicht genug, droht alles Leben auf Erden vom dunklen Zwilling unserer Sonne ausgelöscht zu werden. Nur die erfolgreiche Suche nach den sechs diamantenen Säulen, die eine uralte Maschine steuern, kann diese neue Katastrophe aufhalten.

Neben dem Stein des Philosophen und dem Opferstein der Maya benötigt man zur Reinigung der Säulen aber auch den Schlussstein der Cheopspyramide sowie die Zwillingstafeln des Thutmosis, letztere sind gemeinhin auch unter dem Begriff die „10 Gebote“ die Moses empfangen hat, bekannt. So machen sich Jack West Jr., Wizard und Lily nebst ihren Freunden erneut auf, die Welt zu retten. Natürlich geht es wieder um Macht und Einfluss, Reichtum und Vormachtstellung. Nach dem jeweiligen erfolgreichen Einsatz der Säulen geben diese als Belohnung ein Geheimnis preis – Wissen, Hitze – ein perpetuum Mobile – Leben, Tod … Geheimnisse, die sich die Weltmächte mit aller Macht zu sichern suchen. So kocht einmal mehr jeder sein Süppchen, die alte gegen die neue Welt, Saudis gegen Chinesen, alle, angeführt von Jacks despotischen Vater, offen oder verborgen gegen West & Co. Damit nicht genug, hat es sich eine Gruppe fanatischer Terroristen auf ihre Fahnen geschrieben, ein vermeintliches Unrecht durch die Vernichtung der Welt zu rächen …

Das Wichtigste vorneweg – der Roman ist in sich nicht abgeschlossen, sondern erzählt lediglich die Geschichte der Aktivierung zweier der insgesamt sechs Säulen. Danach bricht er – wie könnte der auch anders sein – mit einem mehr als fiesen Cliffhanger mitten in der schönsten Action ab – Marke Held tot (oder doch nicht?), Fortsetzung folgt. Dabei war man doch gerade so schön drin in der Lektüre. Grob alle zwei bis drei Seiten ist unser Held tot – nun ja, zumindest fast, und eigentlich dürfte er Meister Gerippe nicht mehr von der Sense springen, wird gefightet, dass einem das Blut in der offenen Halsschlagader stockt.

Voller teilweise beißender Ironie hält er dabei den alten wie modernen Machtblöcken und Dynastien einen Spiegel entgegen – das im Quellenanhang letztgenanntes Buch „Die Bushs und die Saudis – Öl, Macht und Terror“ von Craig Unger (dt. Piper Verlag) sei Jedem, der sich für die Hintergründe zweier Golfkriege interessiert, wärmstens ans Herz gelegt – verpackt dies aber erneut sehr geschickt in einer atemberaubenden Handlung. Das wirkt ein wenig wie eine durchaus gelungene Mischung aus Indiana Jones und einem hemdsärmlichen 007, strotzt nur so vor Ungereimtheiten und Unglaubwürdigkeiten, lässt dem Leser aber keine Nanosekunde Zeit, über diese auch nur nachzudenken, reißt der Sog der Action einen doch unentrinnbar mit. Das ist stilistisch wie von der Charakterzeichnung her dürftig, das spottet jeglicher Logik, doch es funktioniert einfach wunderbar.

Hirn aus und durch, das aber so packend und rasant, wie es sonst keiner aus der ständig wachsenden Riege der Nachahmer kann. Und das Beste – Festa wird uns nicht nur die ersten drei bereits auf Deutsch erschienen Romane der Tetralogie kredenzen, sondern die Reihe dankenswerterweise mit der Deutschen Erstveröffentlichung von „The Four Legendary Kingdoms“ auch abschließen.

Matthew Reilly: Die sechs heiligen Steine.
Aus dem Englischen übersetzt von Michael Krug.
Festa Verlag, Juni 2022.
576 Seiten, Taschenbuch, 14,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Ein Kommentar zu “Matthew Reilly: Die sechs heiligen Steine

  1. Die Serie wird mit Band 4 nicht abgeschlossen sein, es sind 7 Bücher.
    Das letzte davon 2022 im original erschienen.
    Und Festa wird, wie mir bestätigt wurde, die komplette Reihe im Programm haben und auf deutsch veröffentlichen.
    Band 3 erschien erst letzten Monat, die Coverbilder von Band 4 & 5 lassen sich bereits auf deren Webseite bewundern 😉

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.