Marissa Landrigan: Fleisch essen für Vegetarier

In diesem Buch beschreibt die junge US-Amerikanerin Marissa Landrigan ihren Werdegang zur Vegetarierin und wieder zurück zur bewusst essenden Fleischkonsumentin. Dies allerdings unter der Prämisse einer möglichst ethisch korrekten, nachhaltigen Ernährungsform.

Betrachtet man nur den sachlichen Inhalt, liest sich dieses Buch so widersprüchlich wie sein Titel. Deshalb gleich vorneweg: Dies ist nur bedingt eine Lektüre für überzeugte Vegetarier und Veganer. Aber die Wankelmütigen und die Flexitarier werden in diesem Buch vieles finden, was interessant und richtungsweisend sein kann. Dass sich Landrigans persönliche Erzählweise sehr unterhaltsam liest verwundert nicht angesichts der Tatsache, dass sie an der Universität Pittsburgh Kreatives Schreiben unterrichtet und unter anderem für den „Atlantic“ schreibt.

Essen hatte einen traditionellen Stellenwert in Marissa Landrigans italienisch geprägtem Elternhaus. Bei der Nudelherstellung, die in eine regelrechte Zeremonie ausuferte, hatten alle Familienmitglieder, von den Großeltern bis zu den Kindern, ihre Aufgabe. Fleisch zu essen war eine Selbstverständlichkeit, die niemand hinterfragte.

Erst viel später, als als die junge Studentin Marissa einen Film über Massentierhaltung sah, den ihr Professor seinen Studenten zeigte, vollzog sich in ihr eine Wandlung, die sie zur militanten Vegetarierin werden ließ. Von nun an achtete sie akribisch auf die Herkunft und Zusammensetzung der Nahrungsmittel, die sie aß. Ihr Ziel war es, nicht mehr am bestehenden Nahrungsmittelsystem teilzunehmen. Vegetarierin zu werden war für Marissa Landrigan ein radikaler Akt gewesen, den sie mit all seinen Hürden und Schwierigkeiten, die sich dabei auftaten, schildert. – Bei der ausufernden Form des amerikanischen Konsum- und Kaufverhaltens ist das gut nachvollziehbar.

Nachdem Marissa Landrigan dann die vegetarischen Fertigprodukte aus dem Supermarkt genauer analysierte, musste sie feststellen, dass es keine perfekten harmlosen Lebensmittel gibt. Sie kam nicht klar mit den Machenschaften verschiedener Gro゚konzerne (namentlich benannt), die wie bei allen anderen Lebensmitteln, die sie vertreiben, den Markt dirigieren und dabei irgendwo auf der Welt Menschen ausbeuten und gesundheitlichen Gefahren aussetzen. „Selbst wenn wir kein Fleisch essen, müssen wir uns bewusst sein, dass unsere Handlungen zum Tod von Tieren beitragen.  Vegetarier, die Fleischersatzprodukte essen, kaufen lediglich andere Produkte von multinationalen Firmen, die auch Tiere schlachten.“ (S. 175).

Marissa Landrigan zeigt auf, wie sie nach sieben Jahren, in denen sie vegetarisch lebte, nun durch den Kauf regionaler Produkte aus ökologischer Tierhaltung und biologischem Gemüseanbau für sich einen zufriedenstellenden Weg auf der Suche nach einer verantwortungsvollen Ernährungsweise gefunden hat.

Marissa Landrigan: Fleisch essen für Vegetarier: Meine Suche nach einer ethischen und nachhaltigen Ernährung.
Benevento, März 2018.
256 Seiten, Gebundene Ausgabe, 18,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.

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Ein Kommentar zu “Marissa Landrigan: Fleisch essen für Vegetarier

  1. Liebe Annegret,
    vielen Dank für diese Rezension. Über das Buch wäre ich wohl nicht so einfach gestolpert, da ich es bisher noch nirgendwo entdeckt habe!
    Ich bin keine Vegetarierin, versuche aber auch, so gut wie es geht, den Fleischkonsum zu reduzieren. Dieses Buch einer Frau, die Vegetarierin und wieder Fleischesserin wurde, klingt sehr interessant. Insbesondere, wie sie jetzt verfährt, wenn sie Fleisch essen mag. Bin sehr gespannt.
    GlG, monerl

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