Margit Ruile: Dark Noise

Das ist wieder mal ein Buch, bei dem ich zweigeteilt bin. Ich habe es nicht ungern gelesen, fand das Thema auch enorm wichtig, aber die Ich-steh-im-Nebel-über-den-Dingen-Protagonisten war schon sehr nervend, zumindest am Anfang. Am Anfang lernen wir sie nämlich nur als in der Ecke stehend und Zafer beobachtendes seltsames Wesen kennen. Ich dachte erst, ich wäre in einem Fantasy-Roman. Aber es handelt sich tatsächlich um einen waschechten Wirtschafts-/Polit-/Internet-Thriller.

Zafer ist eher menschenscheu und verdient seinen Unterhalt damit, Videos zu retuschieren. Hier eine unliebsame Produktplatzierung aus einer Serie entfernen, dort nachbessern. Und dabei ist er richtig, richtig gut. Deswegen bekommt er eines Tages einen nur auf den ersten Blick normal aussehenden Auftrag: Ein Parkhausvideo retuschieren. Dumm nur, dass das Video – retuschiert wohlgemerkt – kurz darauf in den Nachrichten im Zusammenhang mit einem Journalistenmord auftaucht.

Erst nach und nach wird klar, worum es geht: Um die Manipulation der Öffentlichkeit. Die Firma Argos hat inzwischen beinahe überall Kameras aufgestellt und arbeitet nicht nur an und mit Gesichtserkennung, sondern sogar daran, Menschen anhand ihres Ganges und typischer Gesten erkennen und aufspüren zu können. Um dieses Rätsel jedoch lösen zu können, muss Zafer das tun, was er am wenigsten kann: er muss vor die Tür gehen und sich auf Menschen einlassen. Diese Verwandlung fand ich fast noch besser, als das wirklich hochaktuelle Thema des Romans. Die seltsame Protagonistin taucht übrigens doch noch richtig auf und hilft Zafer bei seinem Weg in die Welt.

Fazit: Wenn man sich einmal auf den seltsamen Anfang eingelassen hat, wird man mit einer guten Geschichte über die Macht der Bilder belohnt.

Margrit Ruile: Dark Noise.
Loewe, März 2017.
288 Seiten, Taschenbuch, 14,95 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.

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