Luigi Trucillo: Die Geometrie der Liebe

liebeZentrales Thema von diesem kleinen, aussagekräftigen Roman ist eine Liebe, die chancenlos und ohne Zukunft bleibt, weil die Eifersucht stets die Oberhand gewinnt.
Bereits der Eingangssatz „Der Fuchs weiß viele Dinge, aber der Igel weiß eine große Sache“ und das nachfolgende Eingeständnis, die Bedeutung dieses Spruchs zu spät verstanden zu haben, lässt erahnen, dass der Autor im Handlungsablauf in der Tiefe schürfen wird.

Die Protagonisten sind ein Zeitungsarchivar und eine Sinologin, die sich während einer Schiffsüberfahrt von Italien nach Griechenland kennen und lieben lernen.

Wieder zurück in Italien wird die Urlaubsliebe einer harten Prüfung unterworfen. Der Archivar gibt seiner neunjährigen Tochter aus erster Ehe, die er nicht durch seine neue Liebe verletzen will, immer den Vorrang. Er verschanzt sich hinter einer gewissen Unverbindlichkeit und einem sich nicht Festlegen wollen und verdeutlicht seiner neuen Partnerin, dass er nie mit ihr zusammenleben würde, weil dies die kleine Tochter nicht ertragen könne. Gleichzeitig verzehrt er sich nach seiner neuen Liebe wobei er von ständiger Eifersucht geplagt wird.

Er glaubt, die Sinologin auf einem Foto in einem alten Zeitungsartikel der von einem Raubüberfall berichtet, zu erkennen. Seine ständige Eifersucht nimmt mit der Zeit immer krankhaftere Ausmaße an. Er zeichnet und überzeichnet die Linien, die diese neue Liebe vorgibt und radiert sie wieder aus.
Aus verletztem Stolz reist er allein nach Samos und verbringt dort Urlaubswochen mit der Ärztin Yoanna. Schließlich merkt er, dass er nicht ohne die Sinologin leben kann.
Gleichzeitig mit der alten Liebe kehren die quälenden Gedanken über Wahrheit und Lüge zurück.
Die Kommunikation zwischen den beiden wird durch häufige Fehlinterpretationen immer wieder zur Falle.
Die gemeinsame Vergangenheit bekommt immer tiefere Risse, jedes neue Überdenken führt zur Anfangssituation zurück, aber nicht weiter.
Ihm wird gewahr, dass das vermeintliche Parallelleben, das er der Sinologin unterstellt, seinen eigenen Gedanken entspringt.
Die Liebe der beiden ist nicht zu retten.

Mit der plötzlichen Leere und der ihm jetzt zur Verfügung stehenden Zeit, katapultiert Trucillo seinen Protagonisten mitten in den Spiegel der Gesellschaft hinein: – Möglichkeiten, die Stunden auszufüllen und Ersatzbefriedigungen zu finden, gibt es genügend, schließlich kann man sich ständig mit der Welt vernetzen und zum Beispiel minutiös Nachrichten abrufen oder an der Börse spekulieren. An den Wochenenden kann man sich in die überfüllte Innenstadt drängen und sich einem Kaufrausch hingeben…

Luigi Trucillo bedient sich einer poetischen Sprache deren Sätze man gern auf sich wirken lässt.
Durch seine in der Zweiten Person gehaltene Erzählform die er gekonnt durchzieht, verwebt und personifiziert er die Geschichte um so stärker mit den Lesern.

Luigi Trucillo: Die Geometrie der Liebe.
Mare Verlag, Juli 2015.
160 Seiten, Gebunde Ausgabe, 18,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.

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