Lo Malinke: Alle müssen mit

alleAls ihr Opa gestorben ist, fährt Jule aus dem fernen Münster zurück nach Berlin, um sich mit ihrer Familie die Testamentseröffnung anzuhören. Ihre Familie, dazu zählen Mutter Ilse, Onkel Uwe und Onkel Klaus. Sonst niemand. Und die drei sind wie Feuer und Wasser, man kann sie kaum gemeinsam in einem Raum halten. Und deshalb fallen die vier aus allen Wolken, als der Notar verliest, dass sie gemeinsam mit dem polnischen Notargehilfen Krzysztof eine vorgegebene Route durch Polen bereisen sollen, um dort die Asche des Verstorbenen zu verstreuen. Erst dann können sie ihr Erbe antreten. Widerwillig begeben sich die drei Geschwister mit Jule und Krzysztof auf den Weg.

Lo Malinke, der zuletzt durch seinen Weihnachtsroman „Alle unter eine Tanne“ von sich hören ließ, hat einen neuen Roman. Dieser ist nicht ganz so witzig wie sein Erstling, hat dafür aber mehr Tiefgang! Gelacht werden darf trotzdem weiterhin viel. Der Roman lebt von Situationskomik und den schon für den Autor typischen tief verschachtelten Sätzen. Er führt unbeirrt durch diese besondere Familiengeschichte, die sich nach und nach, immer irgendwie genau zum richtigen Zeitpunkt, entfaltet. Man erfährt viel zur gegenwärtigen Situation der einzelnen Familienmitglieder und spürt schnell, dass diese Familie eigentlich nur auf dem Papier besteht.

Ilse, Uwe und Klaus haben im Alltag keinen Kontakt und muss allein mit den Enttäuschungen seines Lebens fertigwerden. Ilse, die Älteste, hat ihre Tochter früh bekommen und den dazu passenden Mann früh verloren. Denn dieser hatte sich, als er das Wort „schwanger“ hörte, vom Acker gemacht. Seitdem steht llse ihre Frau, ohne auf ihre eigenen Bedürfnisse zu hören. Klaus ist wiederholt verheiratet und steht erneut vor den Scherben seiner Ehe; seinen Job hat er ebenfalls erst kürzlich verloren und sieht keine Perspektive mehr. Uwe kämpft mit seinen eigenen Dämonen, mit seiner Sexualität, ja, mit eigentlich allem an allen Fronten. Die Beziehung der drei untereinander ist durch Ereignisse in der Vergangenheit belastet, die man im Laufe des Romans erfährt. Ilses Tochter Jule ist dabei ein wenig außen vor, spielt aber einen geschickten Beobachter, der für das Geschehen wichtig ist.

Alles in allem ist „Alle müssen mit“ sehr schön und locker zu lesen, teils sogar anrührend. Ein netter Roman über eine Familie, die eigentlich keine ist und auf dem Weg zurück zum Geburtshaus des Vaters bzw. Großvaters dann doch irgendwie eine wird. Der Weg dahin ist steinig und witzig und insgesamt äußerst lesenswert!

Lo Malinke: Alle müssen mit.
Krüger, März 2016.
336 Seiten, Taschenbuch, 14,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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