Knut Reinhardt: Wenn Fußball Schule macht: Mein Weg vom Fußballprofi zum Lehrer

Knuuuuuut. Tja, das war sein Markenzeichen wie es aus zigtausend Kehlen in den Neunzigern der Hitzfeld  – Ära im Dortmunder Westfalenstadion schallte, wenn Knut Reinhardt an der Außenlinie zum Sprint ansetzte, sogar den Ball technisch versiert vor sich hertrieb und im richtigen Moment entweder eine Flanke in den Strafraum zirkelte oder nach kurzem Doppelpass mit Andy Möller, eine Klebe ansetzte, für die man in der Regel einen Waffenschein brauchte, bzw. einen verdutzten Torhüter schlecht aussehen ließ. Nun gut das ist vorbei. Aber Knut hat auch ein Leben vor dem Profifußball und ein Leben danach. Wir befassen uns am besten mit dem Leben danach. Was Knut vorher aus seinem Leben als heranwachsender, fußballbegeisterter Junge zu erzählen hat, gehört in die Kategorie „fast normal“. Selbst ich hätte aus der Zeit viel zu sagen, träumte ich doch auch von einem Leben als Torwartprofi. Da gibt es jede Menge Ups and Downs zu verarbeiten, Siege und Niederlagen, Fettnäpfchen, geplatzte Träume, Verletzungen innen wie außen.

Das ist in etwa so erzählt, wie man es als Vater macht, wenn man von seiner nunmehr ziemlich erwachsenen Tochter ein Buch mit leeren Seiten bekommt, mit dem Titel „Papa, erzähl mal…“. Ich hab so eins und noch nichts reingeschrieben. Aber jetzt, wo ich Knuts Geschichte gelesen habe, weiß ich wie es geht. Knut hat also jede Menge Erfahrungen gemacht als Profi, Nationalmannschaft, deutsche Meisterschaften, Champions League Sieg, etc.. Und trotzdem gelingt ihm der Übergang ins „Leben danach“ nicht so recht. Erst als er von einem guten Freund an die Hand genommen wird, der ihm einen Weg vorschlägt, ändert sich alles. Knut wird Grundschullehrer. Und was für einer. In einer preisgekrönten Integrationsschule im Dortmunder Norden, an der „kleinen Kielstraße“ findet er seine Bestimmung im Leben und kann von den unglaublichen Erfahrungen seiner Karriere profitieren. Bis dahin ist es ein harter Weg, jenseits der dreißig noch mal an die Uni, aber er schafft es. Mit dem nötigen Siegeswillen.

Und an dieser Stelle kriegt das Buch das Prädikat besonders wertvoll. Knut liebt seinen neuen Beruf, er liebt die Kinder, versteht die Zusammenhänge zwischen müden Augen und gesellschaftlichen Problemen. Und er hat immer ein Beispiel an der Hand, wo er das Verhalten seiner Schülerinnen und Schüler mit seiner – oder der oftmals infantilen Herangehensweise eines jungen Fußballprofis – vergleichen kann. Es schaffen nur wenige, einen Job nach der Profi- Karriere zu gestalten, die nichts mit Fußball zu tun hat. Aus Dortmunder Sicht gibt es rühmliche Ausnahmen: Neven Subotic (noch aktiv mit eigener Stiftung) Christoph Metzleder oder Sebastian Kehl. Und jetzt auch Knut. Der es verstanden hat, über seine, auch in seinen Beziehungen zu Frauen und Freunden, teilweise verrückte Lebensgeschichte einen Weg zu finden und vor allem die Ruhe die es braucht, ein guter Lehrer zu werden und zu sein!

Knut Reinhardt: Wenn Fußball Schule macht: Mein Weg vom Fußballprofi zum Lehrer.
Edel Books, September 2017.
240 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,95 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Fred Ape.

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