Katherine Hannigan: Die Wahrheit, wie Delly sie sieht

dellDie 11-jährige Delly baut ziemlich viel Mist. In der Schule vergisst sie ihre Hausaufgaben, rauft mit anderen Kindern und lässt auch zu Hause keinen Streit mit ihren Geschwistern aus. Letztendlich steht sie vor einem Ultimatum: besseres Benehmen oder Schulwechsel. Delly setzt alles daran, anderen mehr zu gefallen, sie zählt, um ihren Ärger verrauchen zu lassen und gibt sich alle Mühe. Doch erst die Ankunft einer neuen Mitschülerin ändert die Situation. Ferris ist verschlossen und still, sie spricht kein Wort und anfassen darf man sie auch nicht. Das weckt Dellys Ehrgeiz, aber selbst die aufgeweckte Schülerin kann nicht zu Ferris durchdringen.

Katherine Hannigan beschreibt in „Die Wahrheit, wie Delly sie sieht“ eine ganz besondere Freundschaft zwischen Kindern, die kaum unterschiedlicher sein könnten. Allein die Beschreibung von Delly lässt es einem warm ums Herz werden. Sie sagt vorneheraus, was sie denkt, tut, was sie will, und lässt sich durch niemanden beirren. Natürlich bekommt sie mit dieser Art viel Ärger und Freunde hat sie schon lange keine mehr. In der Stadt ist sie bekannt für ihr rüpelhaftes Verhalten und die örtliche Polizistin hat sie schon mehrmals in ihrem Streifenwagen gehabt, wenn sie mal wieder die Schule geschwänzt hat. Ferris ist das klare Gegenteil und verbringt die Schulpausen meist allein an einem Baum. Dort wird sie von kleinen Tieren umgeben oder liest. Ein Wort hat sie noch nie einer ihrer Mitschüler sprechen gehört. Und doch scheint sie sich still verständigen zu können. Das wird Delly bewusst, als sie ihren kleinen Bruder RB mit ihr bekannt macht. Die zwei haben sofort eine innige Beziehung zueinander.

Dellys Geschichte ist in einen liebenswerten Roman verpackt, der immer den rechten Ton findet und genau im richtigen Tempo Geheimnisse aufdeckt und Freundschaften entwickelt. Man kann sich das Schmunzeln über die kleine Delly nicht verkneifen. Und man muss sie liebhaben, sei es wegen ihrer Wortkreationen oder ihrer Art, die Welt zu sehen. Dass es Menschen gibt, die Dinge auch anderes sehen als Delly, verwirrt das Mädchen und erst allmählich versteht sie, wie alles funktioniert. Diesen Weg zu begleiten muss nicht nur Leserinnen ab 11 Jahren Spaß machen, auch Eltern sollten sich dieses Buches annehmen! Vielleicht vor allem Eltern, denn die Lektüre ist wertvoll und bereichernd!

Katherine Hannigan: Die Wahrheit, wie Delly sie sieht.
Hanser, Februar 2014.
280 Seiten, Gebundene Ausgabe, 14,90 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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