Kai Meyer: Die Seiten der Welt, gelesen von Simon Jäger

furiaFuria ist die Tochter einer großen Bibliomantenfamilie. Ihr Vater kämpft gegen die Akademie, die die Familie verfemt hat und gegen die „leeren Bücher“, die alle Bibliomantie für immer beenden könnten. Bibliomantie? Die Fähigkeit, mithilfe eines Seelenbuches wundersame Dinge mit Büchern vollbringen zu können. Furia hat ihr Seelenbuch noch nicht gefunden, oder besser gesagt, ihr Seelenbuch hat sie noch nicht gefunden. Trotzdem arbeitet sie an der Seite ihres Vaters. Bis dieser eines Tages auf der Suche nach einem weiteren „leeren Buch“ erschossen wird und ihr Bruder entführt wird. Um ihn zu befreien, reist Furia nach Libropolis, der Stadt der Bibliomanten, dort wo Buchcharaktere leben und wo alles möglich erscheint. Hier macht sie sich auf die Suche nach ihrem Bruder und findet neue Freunde, neue Kräfte und neue Feinde.

„Die Seiten der Welt“ erzählt eine abgeschlossene Geschichte in einem Buch, wo der Stoff für drei gereicht hätte. Die Grundidee ist fantastisch und Kai Mayer erliegt auch nicht der Versuchung, derart mit Klassikern um sich zu schlagen, dass er den Leser damit erschlagen würde. Viel mehr erfindet er eigene Klassiker, die Romane des fiktiven Autors Siebenstern, der die Bibliomantie ebenso entwickelt hat, wie er am Ende seines Schaffens dafür gesorgt hat, dass man sie stoppen kann. Denn es hat bereits einen blutigen Krieg deswegen gegeben, Libropolis ist nicht das einzige Refugium und es gibt grauenhafte Orte, an die man mit Hilfe von Bibliomantie gelangen kann, wo nur noch Düsternis und Ödnis herrscht. Deswegen erschuf er die leeren Bücher, von denen man sagt, dass sie die Welt der Bibiomanie vernichten können, auch wenn niemand mehr weiß wie. Die Geschichte ist spannend und flüssig erzählt, aber: Man hat während des Zuhörens ständig ein Gefühl von „da muss doch noch mehr sein, komm schon, komm schon, erzähls mir“, aber das tut der Autor leider nicht. Es gibt einige sehr witzige Gedanken, wie Furias Seelenbuch, das ein ständig dazwischenquatschendes Schnabelbuch ist, aber am Ende bleib ein Gefühl von „irgendwie hab ich nicht alles erfahren.“. Das Ende ist typisch deutsch jugendbuchtauglich und in meinen Augen viel zu sehr auf Happy-End getrimmt. Das wäre verzeihlich, wenn Folgebücher angekündigt wären, aber als Einzelbuch erzählt mir dieses Buch zwar eine tolle, aber irgendwie unvollständige Geschichte.

Das Hörbuch wird von Simon Jäger gelesen, dem es gelingt den fantastischen Charakteren jede Menge Leben einzuhauchen. Gelangweilt habe ich mich also keine Sekunde während dieses Hörbuches, von daher würde ich es durchaus empfehlen. Wie gesagt, die Geschichte ist toll, voller Fantasie und Leben, nur eben irgendwie – unvollständig. Ich würde sowohl ein Prequel als auch zusätzliche Einzelgeschichten zu dem Thema gerne noch lesen.

Kai Meyer: Die Seiten der Welt, gelesen von Simon Jäger.
Argon Verlag, September 2014.
2 mp3-CDs, 19,95 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.

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