Josh Sundquist: Liebe und der erste Blick

Will ist von Geburt an blind und kommt damit ziemlich gut klar. Jahrelang ging er auf eine Blindenschule. Doch jetzt fühlt er sich mit 16 Jahren bereit für die normale Schule, den ganz normalen Wahnsinn einer High-School. Tatsächlich findet er schnell Freunde und Anschluss. Seine Klassenkameradin Cecily nimmt sich seiner an und es harmoniert zwischen den beiden. Dann bekommt Will eine ungeahnte Chance. Durch eine Augenoperation besteht für ihn die Möglichkeit, wieder sehen zu können. Natürlich gibt es viele Risiken und keine Erfolgsgarantie. Soll Will den Schritt wagen? Und was ist, wenn sehen zu können nicht so schön ist, wie er es sich immer vorgestellt hat?

Josh Sundquists Roman greift ein spannendes Thema auf, die Umsetzung ist allerdings nur mittelmäßig. Der Roman ist einfach nicht so fesselnd und interessant geschrieben, wie man es gerne hätte. Alles plätschert so vor sich hin, es werden zwar interessante Fragen aufgegriffen, aber die Beantwortung oder wenigstens nur mal das Befassen damit bleibt aus. Damit die Operation von Will klappen kann, braucht er beispielsweise eine Organspende eines verstorbenen Menschen. Will wünscht sich eines Abends sehnlich, dass ein Mensch stirbt, damit er die Organspende erhalten kann. Nur kurz kommt die ethisch motivierte Frage auf, ob er das wohl darf, sich den Tod eines anderen Menschen wünschen. Danach kommt das Thema nie wieder auf! Auch in einem Jugendroman darf man sich solchen Themen zuwenden und wenn man sie schon aufwirft, sollte man sie gewiss nicht einfach unter den Teppich kehren.

So und so ähnlich geht es leider im ganzen Verlauf des Romans. Man hätte aus dieser Geschichte sehr viel mehr machen können. Es ist eine schöne Geschichte, ganz nett zu lesen – aber eben nicht mehr als das. Und das ist schade.

An einer Stelle ist der Roman dann doch recht überzeugend: die Bevormundung von Will durch seine Mutter. Da er blind ist, möchte sie auf keinen Fall, dass er sich wehtut, enttäuscht oder verletzt wird. Sie will ihn vor dem Leben behüten und tut ihm damit nicht nur Gutes. Gegenpol ist sein Vater, der ihn ermutigt, aber, als es um die Operation geht, auch ein besonderes Augenmerk auf die Risiken legt.

Alles in allem nett, aber mehr nicht.

Josh Sundquist: Liebe und der erste Blick.
Fischer, Januar 2018.
320 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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