Jonathan Galassi: Die Muse

museEine Liebeserklärung an die Welt der Bücher und an die – manchmal skurrilen – Menschen, die sich mit ihnen befassen, ist Jonathan Galassis Debütroman „Die Muse“. Und Galassi weiß, wovon er spricht: Er ist Verleger des New Yorker Verlags Farrar, Straus and Giroux und hat als Lektor Jonathan Franzen und Jeffrey Eugenides entdeckt.

In seinem Roman beschreibt er zwei New Yorker Verlage, die über viele Jahrzehnte hinweg in einer Art Hassliebe miteinander verbunden sind. Das Objekt ihrer beider Begierde ist die strahlende Dichterfürstin Ida Perkins, die ihnen riesige Auflagen und damit Ruhm und Gewinne bescheren würde beziehungsweise beschert. Der eine, ein älterer Gentleman-Verleger, hat sie, der andere, ein ungehobelter Emporkömmling, möchte sie gerne in seinem Verlagsprogramm haben.

Zwischen den Stühlen sitzt der junge Lektor Paul, der Ida Perkins‘ Werk über alle Maßen anbetet. Er arbeitet für den Jüngeren, sieht aber über den Älteren eine Chance, näher an die Verehrte heranzukommen. Sie ist mittlerweile eine betagte Seniorin und lebt zurückgezogen in Venedig. Ergibt sich für ihn vielleicht die unglaubliche Chance, sie zu treffen? Am Ende erwartet den Leser noch eine dicke Überraschung.

Doch diese herzerwärmende Rahmenhandlung ist nicht das Allerwichtigste an diesem Buch. Das Wichtigste ist die Atmosphäre, die es ausströmt: die Enthusiasten, die für wenig Geld bis zur Erschöpfung in heruntergekommenen Büros an dem perfekten Ergebnis arbeiten, die Eitelkeiten der Verleger und Autoren, die aufgeheizte Stimmung auf der Frankfurter Buchmesse, der staubige Geruch alter Bücher, dem alle verfallen sind, und der gemeinsame Hass auf die modernen E-Books.

„Die Muse“ ist ein schöner Roman für alle, die ebenfalls ein Faible für das gute alte Buch haben. Manchmal übertreibt es Galassi etwas mit der Fülle an Namen, die sich niemand merken kann, wobei es sich um eine Mischung von real existierenden und fiktiven Figuren handelt.

Jonathan Galassi: Die Muse.
Fischer, August 2016.
272 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.

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