John Stephens: Die Chroniken vom Anbeginn 02: Das Buch Rubyn

dasVor ein paar Jahren noch war ihr Leben in Ordnung. Die drei Geschwister Kate, Michael und Emma lebten bei ihren Eltern, eine ganz normale, glückliche Familie eben. Doch dann verschwanden die Eltern spurlos, und unser Trio wurde von einem Waisenhaus in das nächste abgeschoben. Vorbei war es mit der Harmonie, dem Glück und der Familie.

Dass ausgerechnet unsere leidgeprüften Kinder Gegenstand eine Prophezeiung sind, ahnten sie zu dieser Zeit noch nicht. Erst als ein böser Zauberer, der grässliche Magnus und dessen Gnome nach ihnen suchten begannen sie zu ahnen, dass sie vom Schicksal für eine ganz besondere Aufgabe ausgewählt wurden.

Vor Jahrtausenden wurden sie geschaffen – drei Bücher die einmal zusammengebracht, alles Leben, ja die Erde selbst verändern und umgestalten könnten.
Verfolgt von Kreischer, Gnomen und Trollen und immer auf der Suche nicht nur nach den verschollenen Chroniken sondern auch nach ihren gefangen gehaltenen Eltern haben sie im ersten Band im Zwergenreich das Buch Emerald gefunden und zunächst vor dem Zugriff des grässlichen Magnus gerettet.

Um sich vor dessen Häscher zu verstecken gingen sie zurück ins Waisenhaus. Doch ihre Verfolger ruhen nicht. Als wilde Horden von Kreischern zum Angriff auf das Heim blasen, ahnen sie allerdings nicht, dass sie auf der Suche nach der zweiten Chronik getrennt werden – während Kate vom Buch Emerald ins New York des Jahres 1899 versetzt wird, genauer gesagt, einen Tag bevor sich die magische Welt von der Welt der Menschen löst und ins Verborgene verschwindet, machen Michael und Emma sich, unterstützt durch den Magier Dr Pym auf einen neuen Wettlauf, nach dem Buch Rubyn, der Chronik des Lebens.

Ihre Spur führt sie über die magischen Stadt Malpesa tief in die Antarktis. Hier, verborgen vor den Menschen haben die Hüter der Chronik das Buch des Lebens versteckt – wohl bewacht von einer Drachin und dem letzten der Wächter.
Um Emma zu retten und die Chronik, als deren Hüter Michael ausgewählt ist an sich zu bringen, muss unser junger Held allerdings zunächst einen Gegner überwinden, mit dem wahrlich nicht gut Kirschen essen ist – er muss sich seiner Verantwortung stellen und seine Angst überwinden …

John Stephens legt mit dem zweiten Band seiner Trilogie wiederum etwas vor, das auf dem Buchmarkt mittlerweile ein wenig Mangelware geworden ist. Die „Chroniken vom Anbeginn“ bieten bestes phantastisches Abenteuergarn, ein Schmöker erste Kajüte erwartet die Leser.

Und diese werden vorliegend bestens unterhalten. Durch die Trennung der Geschwister gelingt es dem Autor nicht nur die Charaktere detailreicher zu entwickeln, er kann auch mehrere Handlungsorten in den Mittelpunkt stellen.

Das New York des Jahres 1899 erinnert uns dabei ein wenig an Oliver Twists London. Kate findet Zuflucht vor Schnee, Kälte und Verfolgung in einer Bande junger Diebe, die allesamt einen magischen Funken in sich tragen. So einsam und arm sie auch sein mögen, in ihrer Gemeinschaft sorgen sie füreinander, trösten sich gegenseitig und geben einander Halt. Neben sehr witzigen Aspekten werden hier Werte wie Verantwortungsbewusstsein, Verlässlichkeit und Freundschaft angesprochen, ohne dass die ernsten Untertöne die Handlung auch nur im Geringsten stören würde.

Im anderen Handlungsstrang kommt uns insbesondere Michael, der als Zwergenfreund ja bereits im ersten Teil brillieren konnte, näher. Er muss in seine ungeliebte Rolle hineinwachsen, sich selbst hinterfragen und akzeptieren, bevor er den Mut finden kann, sich seiner Queste zu stellen. Gerade diese Entwicklung – vom Mitläufer hin zu einem selbstbewussten Jungen wird sehr anschaulich und überzeugend geschildert. Gerade weil er oft zögert, sich unsicher ist, Angst hat und sich diesen Gefühlen stellt, ja sie akzeptiert und gerade zum Trotz weitermacht schlüpft man als Leser gerne in seine Haut.

Das Tempo ist hoch, die Abenteuer gefährlich die Verfolger immer haarscharf auf ihren Fersen bevor am Ende des Buches einmal mehr das erwartete Finale, wenn auch nicht der große Triumph auf unsere Helden wartet.

Fazit: John Stephens hat mit „Das Buch Rubyn“ nicht nur seine Trilogie spannend und kurzweilig fortgesetzt, es gelingt ihm dabei auch seine jugendlichen Helden vielschichtig zu zeichnen und deren Entwicklung glaubwürdig darzustellen. Das Ergebnis liest sich wie ein Hollywood-Blockbuster, sehr bildreich, voller Tempo und Action – ein Buch also, dass auch alte wie junge Gelegenheitsleser an seine Seiten fesseln wird.

John Stephens: Die Chroniken vom Anbeginn 02: Das Buch Rubyn.
Goldmann, September 2013.
496 Seiten, Taschenbuch, 12,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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